Mindestreservesatz

Chinas Zentralbank sendet monetären Impuls

 Chinas Notenbank senkt nach Aufforderung der Regierung die Mindestreservesätze für Banken geringfügig. Der monetäre Impuls soll zur Abfederung von Wirtschaftsschäden durch eine neue Welle von Corona-Restriktionen beitragen. China-Ökonomen sind da aber skeptisch.

Chinas Zentralbank sendet monetären Impuls

nh Schanghai

Chinas Zentralbank hat am Freitag eine geringfügige Lockerung der Mindestreservevorgabe für Geschäftsbanken angekündigt, die zum 5. Dezember wirksam wird. Dabei wird die nach Bankengruppen gestaffelte Höhe des Mindestreservesatzes um jeweils 0,25 Prozentpunkte gesenkt und reduziert sich im Durchschnitt der Finanzinstitute damit auf 7,8%. Mit der Maßnahme verbindet sich eine Freisetzung bei der Zentralbank geparkter Gelder in Höhe von 500 Mrd. Yuan (70 Mrd. Euro), die mittelbar zu einer Anregung der Kreditvergabeaktivität führen soll.

Seitens der People’s Bank of China (PBOC) wird die Maßnahme mit der Wahrung einer „reichlichen Liquidität“ im Finanzsystem begründet. Dies solle zur Senkung der Finanzierungskosten in der „Realwirtschaft“ führen und zur Unterstützung von Wirtschaftssektoren und Unternehmen beitragen, die von der Corona-Pandemie stark beeinträchtigt würden. Zur Wochenmitte hatte Chinas Regierung den Einsatz von monetären Instrumenten, darunter eine Senkung der Mindestreservesätze, zur Stimulierung der Wirtschaft angeregt. Die PBOC pflegt solchen Ankündigungen mit kurzem zeitlichem Abstand Folge zu leisten.

Zuletzt hatte die Zentralbank im April und damit zum Zeitpunkt des extrem wirtschaftsbelastenden zweimonatigen Lockdowns in Schanghai auf Anregung der Regierung die Mindestreservesätze um ebenfalls 0,25 Prozentpunkte zurückgeschraubt. Auch die neue Maßnahme steht im Zusammenhang mit akuten konjunkturellen Beeinträchtigungen durch Corona-Restriktionen. Im November haben sich die Fallzahlen für Corona-Ansteckungen wieder deutlich erhöht und führen trotz einer insgesamt noch immer extrem niedrigen Inzidenzrate zur rapiden Ausdehnung von Lockdown-Maßnahmen und Mobilitätsrestriktionen. Nach dem vom Schanghai-Lockdown maßgeblich ausgelösten Konjunktureinbruch im Frühjahr droht nun auch im vierten Quartal eine Wachstumsdelle.

Analysten betonen allerdings, dass der Mindestreserveimpuls für sich genommen nur wenig zur Anregung der stark gedrückten Kreditnachfrage von Privatunternehmen beitragen wird. Die Maßnahme müsse von weiteren Finanzierungshilfen für Unternehmen in stark belasteten Sektoren wie dem Gaststättengewerbe und dem Einzelhandel begleitet werden, um die negativen Auswirkungen der neuerlichen Restriktionswelle besser abzufedern, heißt es in einer Research-Notiz der ING.

Andere China-Ökonomen betonen, dass der Konsumdelle und Investitionszurückhaltung mit monetären Stimuli kaum beizukommen sei und nur grundlegende Veränderungen der Null-Covid-Strategie aus der Konjunkturmisere herausführen können. Zwar hatte die Regierung vor zwei Wochen eine „Verfeinerung“ des Kontrollregimes angekündigt, die an den Märkten als Hoffnungssignal für einen graduellen Ausstieg aus der Null-Covid-Politik angesehen wurde, tatsächlich aber haben sich seitdem Lockdown-Beschränkungen und andere Restriktionen landesweit stark ausgedehnt.

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