Chinas Zentralbank senkt Mindestreservesätze
nh Schanghai
China reagiert erstmals seit Juli mit einer expliziten geldpolitischen Lockerungsgeste auf wachsenden Konjunkturdruck. Die People’s Bank of China (PBOC) kündigte eine Senkung der Mindestreservesätze für Geschäftsbanken um 0,5 Prozentpunkte an, die am 15. Dezember in Kraft treten wird. Damit sei eine Liquiditätszufuhr in einer Größenordnung von 1,2 Bill. Yuan (rund 167 Mrd. Euro) verbunden.
Das international wenig gebräuchliche Instrument der Mindestreserve verpflichtet Banken, einen bestimmten Prozentsatz ihres Einlagenvolumens bei der Zentralbank zu „parken“ und damit dem Kreditschöpfungskreislauf zu entziehen. Eine Reservesatzsenkung soll Kreditvergabe und Konjunktur anregen.
Zuvor hatte Chinas Regierungschef Li Keqiang eine Mindestreservesatzsenkung zum „geeigneten Zeitpunkt“ signalisiert. Auch im Juli war die PBOC durch Chinas Regierungskabinett zu einem entsprechenden Schritt „ermuntert“ worden. Die erwarteten zusätzlichen Lockerungsschritte blieben jedoch trotz nachlassender Konjunkturdynamik aus.
Das zögerliche Timing der monetären Stimuli hängt damit zusammen, dass Chinas Wirtschaftsplaner statistische Effekte im Auge behalten. Für das Jahr 2021 dürfte Chinas Wachstumsrate trotz deutlicher Entschleunigung in der zweiten Jahreshälfte bei etwa 8% einlaufen und die offizielle Zielvorgabe von mindestens 6% klar übertreffen. Für 2022 zeichnet sich mit dem Wegfall von Corona-Basiseffekten ein deutlich niedrigeres Wachstum ab. Mit dem Mindestreserveschritt zur Dezembermitte stellt man sicher, dass der konjunkturelle Belebungseffekt im neuen Jahr wirksam wird und damit dem Wachstumsausweis dient.