Commerzbank-Chefvolkswirt erwartet keine Rezession

Chinesische Wirtschaft stützt deutsche Konjunktur

Commerzbank-Chefvolkswirt erwartet keine Rezession

arp Frankfurt – Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, erwartet keine Rezession in Deutschland. Eine Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft wird sich auch positiv auf die deutsche Konjunktur auswirken, so seine Annahme. “China unternimmt alles, um seine Wirtschaft zu unterstützen”, durch regulatorische Eingriffe zur Stärkung der Kreditvergabe ebenso wie beim Haus- und Wohnungsmarkt, sagte der Ökonom am Donnerstag auf einer Veranstaltung der Ratingagentur Moody’s in Frankfurt, wo er sich den Fragen des Staatenrating-Spezialisten Dietmar Hornung stellte.”Im ersten Quartal sind wir sicher”, sagte Krämer unter Verweis auf Nachholeffekte etwa in der Autoindustrie oder durch die Niedrigwasserstände der Flüsse im vergangenen Herbst, die zur Unterbrechung von Lieferketten geführt hatten. Im zweiten Quartal sollte dann eine Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft auch der deutschen Konjunktur zugutekommen, erwartet Krämer. Die gegenwärtige Schwäche beruht auf Effekten von außen, argumentiert der Ökonom, denn die Binnennachfrage sei unverändert stark und eine wichtige Stütze für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland.Krämer sprach sich auch für höhere öffentliche Investitionen, etwa in schnelles Internet, das Straßensystem oder Bildung, aus. Vom privaten Sektor mehr Investitionen zu fordern, hält er indes für arrogant. “Ein Unternehmer müsse schließlich selbst die Vor- und Nachteile einer Investition abwägen”, sagte Krämer. Sehr zurückhaltend reagierte er auch auf die am Anfang der Woche von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgestellte “Industriestrategie 2030”. “Da sehe ich viele Fragezeichen”, sagte Krämer. Auch die Idee, dass Politiker oder Beamte entscheiden sollen, welche Technologie obsiegen werde, hält der Ökonom für befremdlich.Der Chefvolkswirt der Commerzbank nutzte seinen Auftritt vor Kunden von Moody’s aber auch zur Bekräftigung seiner Kritik an der Europäischen Union. Krämer besorgt die harte Haltung der EU im schwelenden Handelskonflikt mit den USA ebenso. “Man muss den USA auch etwas bieten”, forderte er. Wenn die EU ihren Zoll für amerikanische Autos senken würden, würden dadurch nicht mehr amerikanische Autos in Europa verkauft, aber US-Präsident Donald Trump bekäme etwas, was er in seinem Land als Erfolg verkaufen könnte.