Studie

Commerzbank erwartet höhere Inflation wegen Schiffstaus

Die zuletzt stark gestiegenen Frachtraten könnten die Inflation wieder befeuern, schreibt die Commerzbank in einer Studie. Der Effekt entfalte sich aber erst nach und nach.

Commerzbank erwartet höhere Inflation wegen Schiffstaus

Studie warnt vor höherer Inflation wegen Schiffstaus

ba Frankfurt

Die wieder zunehmenden Verspätungen und Staus auf den Weltmeeren könnten laut einer Commerzbank-Studie die Inflation im Euroraum befeuern. Jeder zwölfte Container würde weltweit in einem Stau stecken, was − neben den steigenden chinesischen Exporten − die Frachtraten auf Containerschiffen innerhalb eines halben Jahres auf das Vierfache getrieben habe, schreibt Vincent Stamer, der vor seinem Wechsel zur Commerzbank beim IfW Kiel für den Kiel Trade Indicator zuständig war. Dieser misst auf Basis von Schiffsbewegungen die Handelsströme von 75 Ländern und Regionen, sowie des Welthandels insgesamt.

Mittlerweile liegen die sogennanten Spotraten, die Kosten für kurzfristig versteigerte Transportplätze auf den Containerschiffen, bei etwa 7.000 Dollar. Vor der Corona-Pandemie waren es zwischen 1.000 und 2.000 Dollar. Der Effekt der hohen Frachtraten auf die Inflation zeige sich allerdings nicht sofort, sondern entfalte sich über mehrere Monate. Eine IWF-Studie identifiziert den Höhepunkt nach 12 Monaten. Blieben die Frachtraten auf diesem hohen Niveau, erwartet Stamer, dass die Kernrate der Inflation, bei der Energie, Nahrungs- und Genussmittel außen vor bleiben, um etwa 0,25 Prozentpunkte steigt. 2025 dürfte sich die Kernrate wegen der derzeit noch kräftig steigenden Lohnkosten, die vor allem Dienstleistungen verteuern, eher bei 3,0% als dem EZB-Ziel von 2,0% einpendeln.

Ursächlich für die hohen Transportkosten sind Nachwirkungen der Huthi-Angriffe im Roten Meer. Reedereien leiten ihre Frachtschiffe auf den Routen zwischen Ostasien und Europa größtenteils um das Kap der Guten Hoffnung, was gut etwa 10 bis 12 Tage länger dauert. Die Verspätungen auf der Rückreise nach Asien würden nun jedoch zu Staus und mehrtägigen Wartezeiten vor Häfen wie Singapur führen, wo besonders viele Container umgeladen werden. „Die Störungen bei Singapur und Umleitung von Routen sind so massiv, dass die besonders wichtige Straße von Malacca im Nordwesten der Metropole zur Zeit von 40% weniger Schiffe durchquert wird“, betont Stamer.

Zudem hätten Nebel an chinesischen Häfen, Starkregen in Südostasien und die Dürre in Panama sowie die damit verbundenen Einschränkungen des Panamakanals das Risiko von Staus erhöht. Im westlichen Mittelmeer stauten sich die Schiffe ebenfalls, wegen der vielen umgeleiteten Container. Die Erfahrung zeige, dass sich Staus nur langsam abbauen.

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