Das iPhone ist der Big Mac von heute
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
Vor über 30 Jahren hat die Volkswirtin und damalige Economist-Korrespondentin Pamela Woodall den Big-Mac-Index entwickelt, um die Kaufkraft einer Währung an einem weltweit in vergleichbarer Zusammensetzung und Qualität verkauften Produkt zu messen. Bei allen Schwächen, die schon die Grundannahme hatte – ein Big Mac hat mitnichten überall die gleiche Qualität –, gelang es der charmanten Idee doch bis in wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten vorzudringen. Möchte man sich der Kaufkraft von Währungen in der heutigen Zeit nähern, gibt es aber längst geeignetere Produkte.
So sind Apples iPhones längst weiter verbreitet als die Burger von McDonald’s. Während die US-Fast-Food-Kette angibt, weltweit in über 100 Ländern vertreten zu sein, bringt es Apple auf 175. Hinzu kommt, dass die iPhone-Modelle weltweit tatsächlich bis hin zu den Details der Verpackung in absolut vergleichbarer Qualität angeboten werden. Alles andere würden die Perfektionisten um CEO Tim Cook aus der Ufo-förmigen Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino auch nicht akzeptieren. Das ist auch ein wesentlicher Grund, warum sich die lange angekündigte Produktionsausweitung in Indien so sehr hinzieht.
Insofern gibt es kaum eine geeignetere Messlatte für die Werthaltigkeit einer Währung als Apples iPhone. Den Europäern wird dies in diesem Jahr deutlicher denn je vor Augen geführt. Das neue iPhone 14 Pro Max – das teuerste in Apples Lineup – ist in den USA in der Basiskonfiguration für 1 099 Dollar zu haben. Die Schweiz ist das einzige Land in Kontinentaleuropa, das sich unter 1 350 Dollar halten kann. In den Euro-Ländern liegt der Preis durchweg zwischen 1 450 und 1 500 Dollar. Ungarn kommt auf knapp 1 600 Dollar. Richtig kostspielig ist das Smartphone in Indien (1 800 Dollar) Brasilien (2 000 Dollar) und der Türkei (2 400 Dollar).
Der Clou beim iPhone-Index ist derweil, dass dieser nicht nur die aktuelle Kaufkraft spiegelt, sondern noch in die Zukunft blickt. Apple bringt nur einmal im Jahr neue iPhones auf den Markt. Da der Konzern die Preise in der jeweiligen Landeswährung möglichst nicht anpassen will, werden sie vorab so festgelegt, dass befürchtete Abwertungen der Landeswährungen eingepreist sind. Je höher der Preis zum Verkaufsstart, desto größer der erwartete Kaufkraftverlust der Währung im kommenden Jahr. Der iPhone-Index ersetzt den Big-Mac-Index also nicht nur. Es ist ein Big-Mac-Index 2.0. Zumindest einen Trost gibt es für die Länder mit den höchsten iPhone-Preisen. In Dollar gerechnet wird es im Jahresverlauf für sie immer günstiger. Bis das nächste Update kommt – und die Teuerungserwartung aus Cupertino gnadenlos zuschlägt.