Auftragseinbruch

Das wird schon wieder

Die –7,7% beim Auftragseingang sind ein herber Schlag für die deutsche Industrie. Es spricht aber weiter viel dafür, dass sie sich von den Folgen der Corona-Pandemie vollständig erholen wird.

Das wird schon wieder

Minus 7,7%. Das ist deutlich. Mit Ausnahme von März und April 2020, als der Lockdown das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben lahmgelegt hatte, muss man schon weit zurückgehen in der Historie, um Auftragseinbrüche des verarbeitenden Gewerbes in annähernd ähnlicher Größenordnung zu finden. So dramatisch sich das im ersten Moment auch anhört – langfristig gesehen wird die deutsche Industrie wieder zu ihrer Stärke zurückfinden und positive Beiträge zum Wirtschaftswachstum leisten.

Denn die Unternehmensstimmung im verarbeitenden Gewerbe ist grundsätzlich gut. Ja, der Einkaufsmanagerindex hat zuletzt nachgegeben und auch das Ifo-Geschäftsklima hat sich merklich eingetrübt. Doch das aktuelle Niveau ist immer noch beachtlich hoch und alles deutet auf weiteres Wachstum hin. Es scheint daher ein Luxusproblem, dass die absehbar langsamere Gangart bereits wieder die Alarmglocken schrillen lässt.

Dass sich die Störungen in der Lieferkette nach oben arbeiten und nun Aufträge verschoben oder gar storniert werden, ändert auch nichts an der Tatsache, dass die Orderbücher so voll sind wie selten zuvor. Daher erscheint die Annahme, dass die Produktion kräftig anzieht, wenn sich die Lieferstörungen auflösen, plausibel. Dies gilt auch mit Blick auf die leer gefegten Lager: Gerade die Engpässe haben gezeigt, wie schnell Vorräte aufgebraucht sein können und dass „just in time“ nicht der betriebswirtschaftlichen Weisheit letzter Schluss ist. Es steht also zu erwarten, dass nicht nur die Lager wieder aufgefüllt, sondern vielleicht neu aufgebaut werden. Die Globalisierung wird keiner zurückdrehen wollen, aber es hat ein Umdenken eingesetzt, ob nicht vielleicht doch die ein oder andere Produktionsstätte wieder zurückgeholt werden sollte. Auch dies wird eher längerfristig Versorgungssicherheit bringen, die Erfahrung hat aber gelehrt, dass neue Lockdowns nie ganz auszuschließen sind.

Unstrittig ist, dass knappe Güter teurer werden und Firmen versuchen (müssen), gestiegene Kosten weiterzugeben. Pendelt sich alles wieder ein, so werden auch die Preise – zumindest tendenziell – wieder in normalere Gefilde zurückkehren. Ungünstiger sieht es bei den rapide steigenden Strom- und Gaspreisen aus. Sie sind nirgends gern gesehen, insbesondere aber nicht bei den energieintensiven Unternehmen, etwa aus den Bereichen Chemie und Stahl. Ist die Produktion nicht mehr lohnend, muss sie gedrosselt werden. Hier gilt es zu hoffen, dass sich die Preisentwicklung zumindest wieder stabilisiert.

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