Corona-Pandemie

Delta-Variante sorgt für Konsumdelle in China

Stringente Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung einer Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus haben in Verbindung mit Immobiliensektor-Restriktionen zu deutlichen Schwungeinbußen geführt.

Delta-Variante sorgt für Konsumdelle in China

nh Schanghai

Chinas neue Wirtschaftsleistungsdaten für den August warten mit einer herben Enttäuschung auf. Sowohl bei den Einzelhandelsumsätzen als auch bei der Industrieproduktion liegt das Wachstum unter den Erwartungen. Die Bauaktivität und der Wohnungsimmobilienmarkt kommen aus dem Tritt. Die Einschränkungen zur Verhinderung einer Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Verbindung mit neuen Restriktionen im Immobiliensektor verlangsamen den konjunkturellen Erholungstrend. Darunter leidet vor allem das Konsumentenvertrauen.

Die am Dienstag veröffentlichten Daten des Pekinger Statistikbüros sorgen insbesondere auf Ebene der Inlandsnachfrage für eine negative Überraschung. Im August sind die chinesischen Einzelhandelsumsätze nur noch um 2,5% gegenüber dem Vorjahresmonat gewachsen. Im Juli meldete das Statistikbüro noch 8,5% Wachstum. Grund sind in erster Linie die erneuten Lockdown-Maßnahmen zwischen Juli und Mitte August in Großstädten der besonders wirtschaftsstarken Provinzen Guangdong, Jiangsu und Zhejiang sowie die Einschränkungen beim Reise- und Güterverkehr mit landesweiter Auswirkung.

Seitens der Analysten hatte man zwar mit einer Abschwächung der Einzelhandelsdynamik gerechnet, aber unter anderem mit Blick auf statistische Basiseffekte noch immer ein Wachstum der Umsätze im Retailbereich von rund 7% erwartet. Zwar gehen die Experten davon aus, dass es im September wieder aufwärts gehen dürfte, allerdings verunsichern jüngste Nachrichten über einen erneuten Delta-Ausbruch in der Provinz Fujian und dortige Lockdown-Maßnahmen.

Auf der Produktionsseite machen sich ebenfalls Delta-Effekte bemerkbar, nachdem es im Zuge der zeit­weiligen Schließung von Knotenpunkten in der See- und Luftfracht zu weiteren Lieferkettenunterbrechungen gekommen ist. Abgesehen davon leiden wesentliche Bereiche des verarbeitenden Gewerbes unter der drastischen Erzeugerpreishausse. Im August stieg der Produzentenpreisindex auf 9,5% gegenüber dem Vorjahr. Die Kombination aus abgeschwächter Inlandsnachfrage bei steigenden Inputpreisen droht zu einer ernsten Herausforderung für die Industrie zu werden, wobei vor allem kleine und mittlere Unternehmen überproportional betroffen sind.

Industrie aus der Puste

Nachdem Chinas Industrie im Nachgang zum Pandemieausbruch des vergangenen Jahres sehr rasch wieder in Tritt gekommen war und wesentlich zur starken Konjunkturerholung in China beitragen konnte, geht ihr nun zunehmend die Puste aus. Das Wachstum der Industrieproduktion ist von 6,4% im Juli auf nun 5,3% zurückgegangen und liegt damit auch deutlich unter dem Konsensschätzwert der Analysten von 5,8%. Zuletzt hat insbesondere auch die Bautätigkeit nachgelassen, was sich in einer Produktionsdrosselung in der Stahlindustrie und anderen Baumaterialienbereichen äußert. Schwungverluste zeigen sich schließlich auch auf Ebene der Anlageinvestitionen, wo die Statistiker im August ein Wachstum von 8,9% für das aufgelaufene Jahr registrieren. Dies liegt zwar im Rahmen der Erwartungen, bedeutet aber dennoch eine Wachstumsdrosselung, nachdem für die Periode bis Ende Juli ein Plus von 10,3% anlag.