„Der Atomausstieg macht das Land sicherer“
ahe Berlin
Gut zwei Wochen vor dem endgültigen Aus der Atomenergie in Deutschland hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke noch einmal vor den weiterhin anhaltenden nuklearen Gefahren gewarnt. Die Grünen-Politikerin verwies in Berlin darauf, dass kein Atomkraftwerk weltweit gegen die Risiken von Kriegen abgesichert sei. „Es wäre ein Fehler zu glauben, dass das gestiegene Risiko auf die Ukraine beschränkt bliebe“, betonte sie.
Inge Paulini, Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz, verwies darauf, dass ihr Haus die Situation rund um die ukrainischen Atommeiler sehr intensiv beobachtet. Vor einem Jahr seien kriegsbedingte Risiken rund um die Atomenergie noch undenkbar gewesen. Dies habe sich geändert. Die Auswirkungen eines möglichen atomaren Unfalls auf Deutschland bezeichnete Paulini zugleich als „begrenzt“.
„Die Risiken der Atomkraft sind letztlich unbeherrschbar und deshalb macht der Atomausstieg unser Land sicherer und er vermeidet weiteren Atommüll“, sagte Lemke. Einen weitere kurzzeitige Verlängerung der drei noch bis zum 15. April laufenden AKWs in Deutschland – Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland – schloss sie erneut aus. Die EU-Kommission habe auch schon angekündigt, dass bei einer weiteren Verlängerung der Laufzeiten zunächst eine große Sicherheitsüberprüfung in den drei Kraftwerken fällig wäre, sagte sie. Ohnehin sei die Energieversorgung in Deutschland auch ohne diese Meiler sichergestellt – auch im kommenden Winter.
Lemke rief dazu auf, sich nicht weiter in „rückwärtsgewandten Debatten“ über mögliche weitere Laufzeitverlängerungen zu verlieren und verwies auf die weiter offenen Entsorgungsfragen. „Wir haben etwa drei Generationen lang Atomkraft genutzt in unserem Land und dabei Abfälle produziert, die noch für 30 000 Generationen gefährlich bleiben.“
30 Reaktoren müssen nach dem endgültigen Ausstieg zudem noch ganz oder teilweise rückgebaut werden. Dies wird nach den Worten der Ministerin noch 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen.
Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, Wolfram König, sagte, die Herausforderungen der Entsorgung seien in der Vergangenheit systematisch unterschätzt und auch verdrängt worden, um eine Akzeptanz für die Atomkraft herzustellen. 60 Jahre nach Beginn der Nutzung der Kernenergie in Deutschland werde es noch einmal mindestens 60 Jahre dauern, bis der Atomausstieg wirklich vollzogen sei, sagte er mit Blick auf eine sichere Endlagerung.
Aktuell befindet sich der hoch radioaktive Atommüll in 16 Zwischenlagern. Die Suche nach einem Endlager wird noch Jahre dauern.