Deutliche Entspannung bei der Inflation in Deutschland
Deutliche Entspannung bei der Inflation
HVPI-Verbraucherpreise sinken im Monatsvergleich und steigen um 3 Prozent im Jahresvergleich – Kernrate hartnäckiger
Die Inflationsrate in Deutschland sinkt im Oktober kräftig. Der Rückgang übertrifft die Erwartungen der Ökonomen und dürfte den Druck auf die Europäische Zentralbank reduzieren. Gewonnen ist der Kampf gegen die Teuerung aber noch nicht, wie Volkswirte warnen. Die Kernrate geht eher langsam zurück.
mpi Frankfurt
Einen deutlichen Rückgang der Inflationsrate in Deutschland hatten Ökonomen im Vorfeld auf dem Zettel. Dass die Verbraucherpreise im Oktober im Vergleich zum September sogar sinken, kam dann aber für viele überraschend. „Stagnierende Preise im Oktober! Die Situation an der Inflationsfront entspannt sich deutlich“, kommentierte Ralf Umlauf, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen, die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichte Erstschätzung für die deutschen Inflationszahlen.
Während die Verbraucherpreise nach nationaler Rechnung (VPI) im Monatsvergleich konstant blieben, sind sie nach europäische Berechnungsmethode HVPI sogar um 0,2% gesunken. Für die Europäische Zentralbank (EZB) spielen die HVPI-Zahlen die größere Rolle. Gemäß dieser Berechnungsmethode lag die jährliche Inflationsrate im Oktober bei 3,0%, nach zuvor 4,3%.
Lebensmittelpreise steigen nicht mehr ganz so stark
Der deutliche Rückgang ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die zuletzt niedrigeren Energiepreise auf immer mehr Warenpreise auswirken. Die kontinuierlich sinkenden Erzeugerpreise hatten diese Entwicklung bereits angedeutet. Zudem steigen die Lebensmittelpreise nicht mehr so stark wie in vergangenen Monaten. Mit einer Zunahme von 6,1% im Jahresvergleich ist die Inflation in diesem Segment dennoch weiterhin höher als in anderen Bereichen.
„Die heutigen deutschen Inflationsdaten sprechen für ein Festhalten der EZB an den Zinsen“, meint ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Er geht wie die meisten Volkswirte davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auch auf ihrer kommenden Zinssitzung im Dezember die Leitzinsen nicht anpasst und das Plateau damit bereits erreicht ist.
Unterschiedliche Prognosen
Die Entwicklung der deutschen Teuerung wirkt sich stark auf die Inflationszahlen für die gesamte Eurozone aus, anhand derer die EZB ihre Geldpolitik steuert. Am Dienstag veröffentlicht das Statistikamt Eurostat die Erstschätzung für den Oktober für die gesamte Eurozone. Auch hier erwarten Ökonomen einen deutlichen Rückgang.
Beim Ausblick auf die deutsche Inflationsentwicklung sind sich Ökonomen uneins. „Im November und vor allem zu Beginn des neuen Jahres werden die Basiseffekte wohl einen weiteren Inflationsrückgang begünstigen, so dass sich die EZB alles in allem in ihrer abwartenden Haltung der letzten Woche bestätigt sehen dürfte“, meint Umlauf.
Moderater Rückgang der Kernrate
Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, hat eine andere Prognose. „Im November dürfte die Inflationsrate kaum sinken, im Dezember könnte sie insbesondere wegen der sogenannten „Dezember-Soforthilfe“ auch wieder über 4% liegen“, urteilt er. „Diese einmalige Übernahme der Gas- und Fernwärmerechnung im Dezember 2022 trug zu einem kräftigen Rückgang der Energiepreiskomponente des VPI bei.“
Auch wenn sich Ökonomen grundsätzlich einig sind, dass der Trend bei der Inflation mittelfristig nach unten zeigt: Der moderate Rückgang der Kernrate im Oktober von 4,6 auf 4,3% zeigt, dass die Teuerung weiter hartnäckig bleibt.