Arbeitsmarkt

Deutsche Arbeitnehmer zuversichtlich

Die deutschen Arbeitnehmer blicken eher zuversichtlich in die Zukunft. Mehr Sorgen müssen sich die Unternehmen machen. Der Fachkräftemangel wird akut.

Deutsche Arbeitnehmer zuversichtlich

ast Frankfurt

Deutsche Arbeitnehmer sind sich ihrer Arbeitsplätze im internationalen Vergleich sehr sicher. Das geht aus einer Studie der Beratungsfirma PwC hervor. Zwar befürchtet mehr als jeder Zweite, dass die zunehmende Automatisierung generell Jobs gefährde, aber nur jeder Fünfte bangt tatsächlich um seinen Job. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) veröffentlichte gestern eine Studie, der zufolge die deutschen Firmen immer stärker vom Fachkräftemangel betroffen sein werden. Im schlimmsten Fall könnte bis 2040 jede achte Fachkraft fehlen. Zurückzuführen ist das unter anderem auf die steigende Zahl von Abiturienten und Studierenden, die seltener eine Lehre etwa im Handwerk beginnen. Die Coronakrise verschärft diese Entwicklung noch.

Der PwC-Studie zufolge zeigten sich grundsätzlich 54% der Arbeitnehmer in Deutschland „begeistert und zuversichtlich“ über den Wandel der Arbeitswelt. Nach den Aussichten für die eigenen Kinder befragt, sank dieser Wert allerdings bereits auf 41%. Wie die meisten Europäer zeigten sich auch die Deutschen eher skeptisch, dass sich die Jobaussichten künftig verbessern könnten. Diese Meinung vertraten nur 44%. Nur Briten und Japaner waren noch skeptischer. In anderen Regionen wie China, Indien oder den USA äußerten sich die Menschen zuversichtlicher.

Mehr Akademiker

Sorgen hingegen müssen sich einer Studie des IW zufolge die Unternehmen machen. In drei Szenarien stellt das Institut die Folgen der bevorstehenden Verrentung der Generation der sogenannten Babyboomer vor. Schon jetzt sind Facharbeiter Mangelware. Besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen fällt es schwer, geeignete neue Mitarbeiter zu finden. Der Autor der Studie, Wido Geis-Thöne, erklärte, die Zahl der Fachkräfte könne nur „mit gezielten Weiterentwicklungen des ordnungspolitischen Rahmens zur Zuwanderung und einem späterem Renteneintritt erreicht werden“. Das Rentenrecht sei dabei zentrales Handlungsfeld.

Immer mehr Menschen streben in der Bundesrepublik eine akademische Ausbildung an. Die Zahl der Abiturienten hat sich in den vergangenen 40 Jahren von 20% auf knapp 56,2% fast verdreifacht. Gleichzeitig sank der Anteil klassischer Ausbildungen von 55 auf 40%. Den Handwerksbetrieben geht der Nachwuchs aus. „Das bedeutet, dass sich die deutsche Wirtschaft nicht nur darauf einstellen muss, dass das Fachkräfteangebot insgesamt zurückgeht, sondern auch, dass es sich in den nächsten Jahren strukturell stark verändert“, so Studienautor Wido Geis-Thöne. Der Studie zufolge hält dieser Trend in den kommenden zwei Jahrzehnten in allen Szenarien an.

Zumindest kurzfristig erfreulichere Nachrichten meldet das Ifo-Institut. Den Münchner Ökonomen zufolge ist die Zahl der Kurzarbeiter im Februar von 2,9 auf 2,7 Millionen gesunken. „Der Rückgang fand in fast allen Wirtschaftszweigen statt, insbesondere in der Industrie“, sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. „Die leichten Lockerungen haben auch im Handel und im Gastgewerbe zu einem Rückgang geführt.“ Der positive Trend setze sich auch im März fort – trotz der dritten Pandemiewelle mit erneuten Einschränkungen. In der Gastronomie ist jedoch nach wie vor jeder zweite Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Die exportabhängige Industrie verzeichnete – wegen der Erholung in den beiden größten Volkswirtschaften USA und China – den deutlichsten Rückgang der Kurzarbeit.