US-Wahl

Deutsche Wirtschaft hofft auf Wahlsieg von Harris

Die exportorientierte deutsche Wirtschaft hofft auf einen Wahlsieg von Kamala Harris in den USA. Das Institut der deutschen Wirtschaft meint: Trump wäre eine "teure Katastrophe".

Deutsche Wirtschaft hofft auf Wahlsieg von Harris

Deutsche Wirtschaft hofft auf Harris

DIHK-Umfrage: Geschäftserwartungen für USA positiv – IW: Trump wäre „teure Katastrophe“

ahe Berlin

Trotz der Aussicht auf Steuersenkungen, Deregulierungen und zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten im Falle eines Wahlsieges von Donald Trump wünscht sich die deutsche Wirtschaft einen Sieg von Kamala Harris bei den US-Präsidentschaftswahlen. „Trump wäre unter dem Strich schlecht für uns“, stellte Volker Treier, Außenwirtschaftsexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), am Montag in Berlin klar. Die exportorientierten deutschen Unternehmen seien aber auf freien Handel angewiesen und fürchteten bei einem Trump-Sieg neue Zölle und andere Barrieren – insbesondere, da die USA wohl schon in diesem Jahr wieder China als wichtigsten deutschen Handelspartner ablösen würden.

Noch deutlicher wurde das Institut der deutschen Wirtschaft (IW): Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft, die ohnehin in einer tiefgreifenden, strukturellen Krise stecke, wäre ein Präsident Trump „eine teure Katastrophe“, erklärte das IW. „Trumps Politik ist unberechenbar und protektionistisch. Für die schwächelnde deutsche Wirtschaft wäre das die deutlich schlechtere Alternative.“ Nach aktuellen IW-Berechnungen würde Deutschland ein neuer Handelskrieg mit den USA in den nächsten vier Jahren 180 Mrd. Euro kosten.

America-First-Politik bleibt – egal, wer gewinnt

Eine DIHK-Umfrage unter Unternehmen, die in den USA aktiv sind, zeigt, dass diese die Wirtschaftspolitik mittlerweile als das größte Geschäftsrisiko ansehen, noch vor dem Fachkräftemangel und einer schwachen Nachfrage. Die Aussicht auf eine verschärfte Handelspolitik, besonders unter einer möglichen Trump-Regierung, könnte die Sorge vor Lieferkettenstörungen und Handelsbarrieren weiter zuspitzen, hieß es. Treier verwies allerdings darauf, dass zunehmender Protektionismus auch bei einem Wahlsieg von Harris zu erwarten sei. Beide Kandidaten setzten zugleich auf eine Re-Industrialisierung und auf hohe Local-Content-Anforderungen. Eine America-First-Politik werde deutsche Unternehmen wohl noch weitere Jahre begleiten – egal, wer die Wahl gewinne, so der DIHK-Experte.

Laut DIHK sind aktuell rund 6.000 deutsche Unternehmen in den USA aktiv, mit dort etwa einer Million Beschäftigten. Deutschland ist heute der drittgrößte ausländische Direktinvestor in den USA. Stark vertreten sind dabei unter anderem der Automotive-Sektor, die Chemieindustrie und der Maschinenbau.

Deutsche Unternehmen stärken Wettbewerbsposition in den USA

Der Umfrage zufolge haben sich die Konjunktur- und Geschäftserwartungen der deutschen Firmen in den USA in den vergangenen Monaten zwar etwas abgeschwächt. Sie liegen aber immer noch über dem langjährigen Mittelwert für die USA sowie weit über den weltweiten Erwartungen der Unternehmen. 54% der Befragten sagten zudem, dass sich ihre Wettbewerbsposition in den letzten fünf Jahren verbessert habe. Nur 5% sahen eine Verschlechterung. Einen positiven Einfluss auf diese Entwicklung – die konträr zu der von deutschen Unternehmen in China verläuft – hatten demnach besonders die Nachhaltigkeitsanforderungen, die Lieferantenstruktur, Förderprogramme, aber auch Imageveränderungen für Produkte „Made in Germany“.

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