Deutsche Wirtschaft zwischen Hoffen und Bangen

Euler Hermes warnt vor globaler Pleitewelle

Deutsche Wirtschaft zwischen Hoffen und Bangen

ba Frankfurt – Die deutsche Wirtschaft könnte im ersten Quartal im Vergleich zu den anderen Euro-Ländern mit einem blauen Auge davongekommen sein. Davon gehen die meisten Ökonomen aus. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der getroffenen Schutzmaßnahmen werden sich dann im zweiten Quartal voll zeigen, denn der Lockdown trat hierzulande Ende März in Kraft. Auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und bei den Unternehmensinsolvenzen werden sich erst in den kommenden Monaten umfänglicher in den Daten widerspiegeln. Vor Corona sah es gut ausVor Ausbruch des Coronavirus hatten die Zeichen noch auf eine wirtschaftliche Erholung hierzulande hingedeutet. Insbesondere in der Industrie, die unter den Handelskonflikten, den Brexit-Wirren und dem Strukturwandel in der Automobilbranche lange Zeit gelitten hat, hatte sich eine Bodenbildung abgezeichnet. Jetzt steckt die Industrie aber tief in der Krise. Absehbar ist auch, dass der private Konsum seine Rolle als Wachstumsstütze verlieren und sich die Investitionen und der Außenhandel dämpfend auswirken dürften.Einer Reuters-Umfrage zufolge erwarten Ökonomen für das erste Quartal ein Minus von 2,1 % im Quartalsvergleich. Das wäre zwar der stärkste Rückgang nach dem Krisenjahr 2009, allerdings ein geringeres Minus im Vergleich zur zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft Frankreich (- 5,8 %) und Italien, der Nummer 3 (- 4,7 %).Für das Frühjahrsquartal wird indes in Deutschland ein zweistelliger Einbruch erwartet. Die Deutsche Bank beziffert diesen auf 14 %, die Commerzbank auf rund 10 %. Am Freitag veröffentlicht das Statistische Bundesamt (Destatis) eine erste Schnellmeldung zum deutschen BIP und Eurostat eine Zweitschätzung für die Wirtschaft des Euroraums. Ökonomen erwarten für Euroland eine Bestätigung der Erstschätzung von – 3,8 %.Die befürchtete Pleitewelle infolge der Corona-Pandemie ist bislang ausgeblieben. Doch die Allianz-Tochter Euler Hermes warnt vor einer weltweiten Insolvenzwelle. Global dürften die Insolvenzen 2020 zum vierten Mal in Folge steigen – mit+20 % erheblich kräftiger als die +8 % im Jahr 2019. Neben den USA (+25 %) stehe insbesondere Europa im Auge des Sturms (+19 %); China folge mit +15 %. Für Deutschland wird ein Anstieg um 10 % erwartet.Im März ist laut vorläufigen Destatis-Daten die Zahl der Regelinsolvenzen um 1,6 % im Jahresvergleich gestiegen, im April aber um 13,4 % gefallen. Die Statistiker haben diese Zahlen wegen der Notlage vieler Unternehmen durch die Corona-Pandemie erstmals veröffentlicht. Dass sich die wirtschaftliche Krise darin noch nicht widerspiegele, liege an den Bearbeitungszeiten, aber auch an den Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für Unternehmen.Ludovic Subran, Chefvolkswirt von Allianz und Euler Hermes, hatte zunächst ein eher ruhiges Jahr 2020 erwartet, doch dann kam Corona wie ein “Schwarzer Schwan aus dem Lehrbuch”. 2020 breche die Weltwirtschaft mit – 3,3 % voraussichtlich doppelt so stark ein wie in der Finanzkrise. “Das hinterlässt Spuren wie bei einem Meteoriteneinschlag, die nicht von heute auf morgen wieder verschwinden”, so Subran.