Deutscher Arbeitsmarkt kühlt sich ab
Deutscher Arbeitsmarkt kühlt sich ab
ba Frankfurt
Die Unternehmen in Deutschland werden bei ihren Personalplanungen immer restriktiver. Die Frühbarometer des Ifo-Instituts und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) signalisieren für die kommenden Monate eine weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes. Allein in der Industrie gehen laut einer EY-Studie in diesem Jahr 100.000 Jobs verloren. Im Februar dürfte die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 15.000 zugelegt haben, die Arbeitslosenquote aber bei 6,2% verharren. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) legt die Zahlen am Freitag vor.
So mau wie in der Coronakrise
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gab im Februar zum sechsten Mal in Folge nach, und zwar um 0,4 auf 98,3 Punkte. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sackte unter die Schwelle von 97 Punkten – dies gab es zuletzt während der Corona-Pandemie sowie der Weltfinanzkrise 2008/09. Die Beschäftigungskomponente notierte erstmals außerhalb der Coronakrise unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen, die Beschäftigung nur noch stagnieren. Die Arbeitsagenturen blicken mit Sorge auf 2025“, berichtet IAB-Experte Enzo Weber.
EU-Barometer steht besser da
Im Gegensatz dazu kletterte das europäische Pendant, das European Labour Market Barometer, zum ersten Mal seit fünf Monaten. Bei der ersten Berücksichtigung Spaniens kletterte der Indikator um 0,3 auf 99,5 Punkte. Ohne Spanien, das mit 101,1 Punkten einstieg, wäre das Frühbarometer allerdings um 0,5 Punkte schlechter ausgefallen, hieß es beim IAB. „Bei den europäischen Arbeitsmarktservices überwiegen noch immer die leicht pessimistischen Erwartungen“, schränkte Weber ein. „Insbesondere gibt es auch optimistischere Einschätzungen, wie in Spanien, das erstmals beim European Labour Market Barometer dabei ist.“
„Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt – auch wegen des Strukturwandels in der Wirtschaft“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zum Rückgang des Ifo-Beschäftigungsbarometers um 0,4 auf 93,0 Punkte.
In der Industrie sei der geplante Stellenabbau vergleichsweise stark ausgeprägt, trotz eines Anstiegs des Barometers. „Die Dienstleister wollen ihre Personalplanung für die nächsten Monate etwas restriktiver ausrichten.“ Insbesondere die IT-Dienstleister seien auf die Bremse getreten. Im Handel strebten die Unternehmen an, mit weniger Personal auszukommen, da die Situation schwierig bleibe. Im kriselnden Baugewerbe gibt es dem Ifo zufolge „eine leichte Tendenz zu weniger Mitarbeitern“.