Arbeitslosigkeit

Deutscher Arbeitsmarkt nimmt Fahrt auf

Die Arbeitslosigkeit geht in Deutschland und der Eurozone zurück. BA-Chef Detlef Scheele warnt jedoch vor verfrühtem Optimismus. Die Zeichen stünden gut, aber man sei noch „nicht über den Berg“.

Deutscher Arbeitsmarkt nimmt Fahrt auf

ast Frankfurt

Der durch die Corona-Pandemie schwer gebeutelte deutsche Arbeitsmarkt startet seine Aufholjagd. Die verspätete Frühjahrsbelebung senkte die Zahl der Arbeitslosen im Mai um 84000 verglichen mit dem Vormonat. Saisonbereinigt steht ein Minus von 15000 zu Buche. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 5,9% zurück. Das geht aus dem monatlichen Arbeitsmarktbericht hervor, den die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag veröffentlichte.

Arbeitsminister Hubertus Heil sagte, aus den Arbeitsmarktzahlen spreche Zuversicht: „Der deutsche Arbeitsmarkt kommt kräftig in Fahrt.“ Auch der Chef der BA, Detlef Scheele, zeigte sich angesichts der aktuellen Zahlen optimistisch: „Im Mai zeigen sich erste Anzeichen für eine umfassende Besserung am Arbeitsmarkt. Die Folgen der Coronakrise sind zwar immer noch sehr deutlich sichtbar, werden aber etwas kleiner.“

2,7 Millionen Menschen sind noch immer arbeitslos. 450000 Erwerbstätige verloren durch die Pandemie ihre Stelle. Zwar waren im Vorjahresvergleich 126000 Menschen weniger arbeitslos gemeldet, allerdings gilt der Mai 2020 als einer der am stärksten von der Coronakrise betroffenen Monate. Scheele geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit erst 2024 oder 2025 wieder auf das Vorkrisenniveau sinken werde. „Wir landen bei der Arbeitslosigkeit, die wir gehabt haben. Aber das dauert seine Zeit“, mahnte der BA-Chef bei der Präsentation der Zahlen. Der Arbeitsmarkt sei „bei weitem nicht über den Berg“. Wie anfällig der Arbeitsmarkt noch immer ist, können die Nürnberger Arbeitsmarkt-Experten auch an einem neuen Phänomen erkennen: Gegen jede konjunkturelle Logik kommen Anzeigen für Kurzarbeit derzeit auch aus der eigentlich boomenden Baubranche. Dort haben die ersten Menschen nichts zu tun, weil der Weltmarkt notwendige Rohstoffe wie Bauholz nicht in ausreichender Menge liefert.

Die Zahl der Erwerbstätigen stieg nur langsam um 10000 auf rund 44,4 Millionen, meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) für den Monat April. Die sonst übliche Frühjahrsbelebung fiel in diesem Jahr „vergleichsweise kraftlos“ aus, so die Statistiker. Das lag überwiegend an der dritten Coronawelle und den damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens.

Davon geprägt sind auch die aktuellsten Daten zur Kurzarbeit, die die BA gestern für den Monat März präsentierte. Demnach wurde für 2,6 Millionen Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld ge­zahlt – nach 3,27 Millionen im Februar. Die Bundesagentur für Arbeit geht künftig aber von sinkenden Kurzarbeiter-Zahlen aus. Wie aus dem bereits am Montag veröffentlichten Stellenindex Ba-X der Behörde hervorgeht, stellen immer mehr Unternehmen neue Mitarbeiter ein. Mit den sinkenden Infektionszahlen beinahe überall in der Bundesrepublik öffnen Handel und Gastronomie langsam wieder – und sie suchen neue Angestellte. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Wochen fortsetzen. Dann wird das Problem des Fachkräftemangels wieder nach oben drängen, so die Erwartung von BA-Chef Scheele.

Euro-Jobmarkt holt auf

Auch im Euroraum ebbt die Arbeitslosigkeit ab. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat bekannt gab, sank die saisonbereinigte Quote im April um 0,1 Prozentpunkte auf 8,0%. Die Lockerungen, die in vielen Euro-Ländern seitdem gelten, spiegeln sich noch nicht in den Daten wider. Am niedrigsten ist die Arbeitslosenquote in Polen mit 3,1%, Tschechien und den Niederlanden (je 3,4%). Die höchsten Quoten weisen nach wie vor die durch Tourismus geprägten südlichen Staaten Griechenland (15,8% im Januar) und Spanien (15,4%) auf.