Umfrage

Deutscher Mittelstand macht sich wieder größere Sorgen

Der deutsche Mittelstand blickt pessimistischer auf Lage und Aussichten als noch im Frühjahr. Die Bereitschaft zu investieren ist indes ebenso unverändert wie die größten Probleme: Fachkräftemangel und Bürokratie

Deutscher Mittelstand macht sich wieder größere Sorgen

Deutscher Mittelstand macht sich wieder größere Sorgen

Lage und Aussichten schlechter bewertet als in der Frühjahrsumfrage von BVR und DZ Bank – Hauptproblem Fachkräftemangel

ba Frankfurt

Die Stimmung der deutschen Mittelständler hat sich im Herbst spürbar eingetrübt. Die mehr als 1.000 von der DZ Bank und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) befragten Unternehmen bewerteten sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten weniger gut als im Frühjahr. „Die wirtschaftliche Erholung lässt auf sich warten“, hieß es zu der Gemeinschaftsstudie. Als die größten Probleme gelten im Mittelstand weiterhin Fachkräftemangel und Bürokratie sowie die höheren Energiepreise. Wobei die Konjunkturschwäche dafür sorgt, dass der Jobmotor Mittelstand zusehends unrund läuft.

Bislang zweitschlechtestes Ergebnis

„Die Stimmungsaufhellung vom Frühjahr ist im Zuge der anhaltenden Belastungen schon wieder Geschichte“, heißt es in der Studie. Der Saldo der Prozentanteile von optimistischen und pessimistischen Geschäftserwartungen sank von zuvor plus 7 auf nun minus 15 Punkte. Dies ist nach dem Höhepunkt der Energiekrise im vergangenen Jahr das zweitschlechteste Ergebnis seit Beginn der Erhebung im Jahr 1995. Dabei haben sich die Erwartungen in allen Größenklassen und in fast allen Branchen verschlechtert. Am pessimistischsten zeigten sich aber die Bauunternehmen – „was wegen der Zinswende und der infolgedessen eingebrochenen Wohnungsbaugenehmigungen nicht verwundert“, wie BVR und DZ Bank schreiben.

Kaufzurückhaltung schlägt durch

Die aktuelle Lage wird so schlecht wie zuletzt im Herbst 2020, also während der Corona-Pandemie, beurteilt. Der Saldo der Lagebeurteilungen fiel deutlich von 57 auf 34 Punkte und liegt damit unter seinem langjährigen Mittelwert in Höhe von 45,1 Zählern. Im Handel und bei den Dienstleistern drückte „die vergleichsweise schwache Nachfrage der privaten Haushalte in diesem Sommer“ deutlich auf die Stimmung. Im Sommer war die deutsche Wirtschaft vor allem wegen der Kaufzurückhaltung der Konsumenten um 0,1% geschrumpft. In der Agrarbranche wurde die aktuelle Lage ebenfalls nicht mehr so positiv bewertet. Das Schlusslicht bei den Lagebeurteilungen bilden die Mittelständler der energieintensiven Chemie- und Kunststoffindustrie – hier halten sich die positiven und negativen Einschätzungen ungefähr die Waage.

Unverändert bereit zu investieren

Trotz der Krisen der vergangenen Jahre und der aktuelle Konjunkturschwäche hat sich die Investitionsbereitschaft gegenüber der Frühjahrsumfrage nicht verändert. 68% der Befragten wollen in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen investieren, mehr als noch vor einem Jahr während der Energiekrise. Das langjährige Mittel von knapp 73% wird damit aber weiter verfehlt. Ähnlich sieht es beim Personal aus: Der langjährige Schnitt wird weiter deutlich unterschritten, auch wenn die Unternehmen noch neue Jobs schaffen wollen – allerdings weniger als zuletzt.

Hauptproblem Fachkräftemangel

Nichtsdestotrotz sind 79% der Befragten vom Fachkräftemangel betroffen. Als zweitgrößtes Problem wurde erstmals seit zwei Jahren wieder die Bürokratiebelastung genannt, die drei Vierteln der Mittelständler Sorgen bereitet. Die folgenden Plätze teilen sich verschiedene Kostenarten, wobei einer gewissen Entspannung bei den Energie-, Rohstoff- und Materialkosten eine Verschärfung bei der Lohnkostenbelastung gegenübersteht. Wegen der höheren Energiepreise ist der Materialaufwand um 14,1% gestiegen.

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