Im Datenraum Unternehmensbesteuerung

Deutschland auf schlechter Wettbewerbsposition

Die deutsche Wirtschaft hat hierzulande im internationalen Steuerwettbewerb das Nachsehen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) würde mehr tun, kommt aber gegen seine Koalitionspartner und die Bundesländer kaum an.

Deutschland auf schlechter Wettbewerbsposition

Unternehmensbesteuerung

Deutschland auf schlechter Wettbewerbsposition

wf Berlin

Steuersenkungen sind eine der Maßnahmen, die Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) favorisiert, um die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung zu versetzen. Bei seinem Besuch in London und Dublin Anfang dieser Woche haben deutsche Unternehmen und Investoren dem Minister die Außenansicht auf die Ursachen für Deutschlands missliche Lage gespiegelt. Die hohe Besteuerung von Unternehmen sei eine davon. Im Inland schlagen die Wirtschaftsverbände seit geraumer Zeit dazu Alarm. Der Industrieverband BDI hat in einer Steuerstudie die internationale Position Deutschlands beleuchtet. Im Vergleich mit wichtigen Industrieländern und Handelspartnern seien die Unternehmenssteuern hierzulande in wesentlichen Bereichen nicht wettbewerbsfähig sei, schrieb BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner dazu. Andere Länder seien mehr als einen Schritt voraus.

Ein Blick auf die Kapitalgesellschaften zeigt, dass nicht nur die nominalen Sätze hierzulande hoch sind. Deutschland ist auch bei der effektiven Belastung ein Hochsteuerland. Weit auseinanderklaffende Werte zwischen nominaler und effektiver Belastung – etwa in Italien – sind ein Indiz für steuerliche Vergünstigungen oder Anreize. In Deutschland hatte die Ampel-Regierung mit dem Wachstumschancengesetz ähnliche Schritte geplant. Nach dem Widerstand der Länder dürfte das Entlastungspaket von rund 7 Mrd. Euro auf noch knapp die Hälfte geschrumpft sein, wenn es den Vermittlungsausschuss verlassen haben wird. Die Studie zeigt auch, dass bei niedrigen Steuersätzen die Einnahmen des Staates wachsen. Profitable Firmen bringen auch mehr Aufkommen.

Infografik der Börsen-Zeitung

Auch in der Dauerdebatte über eine womöglich zu geringe Belastung von Vermögen oder Unternehmenserben hierzulande lohnt ein genauerer Blick. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei Nettovermögensteuer, Erbschaft- und Schenkungsteuer sowie Transaktionsteuer auf Kapital und Immobilien leicht oberhalb des OECD-Durchschnitts. Die Grundsteuer lässt die Studie in der Betrachtung außen vor, da sie in der Regel auf die Mieter überwälzt wird.

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