Neuer Index

"Deutschland steckt in tiefer Exportrezession"

Der deutsche Exportsektor leidet unter einer massiven Nachfrageschwäche. Ein neuer Indikator identifiziert die größten geografischen und sektoralen Bremsklötze.

"Deutschland steckt in tiefer Exportrezession"

"Deutschland steckt in tiefer Exportrezession"

Neuer Index identifiziert europäische Nachbarn als größte Belastung der Exportwirtschaft

ba Frankfurt

Angesichts der globalen Nachfrageflaute sind die Exportbedingungen für die deutsche Wirtschaft derzeit so schwierig wie seit November 2022 nicht mehr. Relativ zu seinen Wettbewerbern stecke Deutschland derzeit in einer "besonders tiefen Exportrezession", erklärte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), bei der Vorstellung des neuen "HCOB PMI Exportbedingungen".

Zeitnah und auf einheitlicher Basis

Der neue Frühindikator soll künftig monatlich die Lage auf den wichtigsten Exportmärkten der deutschen Industrie abbilden. Dazu wird auf die von S&P Global einheitlich erhobenen Einkaufsmanagerdaten (PMI) unter Führungskräften in 40 Ländern – gewichtet nach der Bedeutung für das deutsche Exportgeschäft – zurückgegriffen. Somit ergebe sich eine Stichprobe von deutlich über 25.000 Unternehmen, erklärte de la Rubia. Wie bei den PMI signalisiert ein Wert unter 50 Punkten, dass sich die Lage der Exporteure gegenüber dem Vormonat verschlechtert hat, Werte darüber, dass es besser wurde. Im Oktober ist der Index zum sechsten Mal in Folge gefallen, und zwar um 0,4 auf 47,6 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit elf Monaten und das fünfte Mal, dass das Barometer unter der 50er-Schwelle liegt.

Enger Zusammenhang zu Rezession

Historisch betrachtet, so erläutert de la Rubia, war Deutschland in der Regel in einer Rezession oder stand kurz davor, in eine solche abzugleiten, wenn der Exportindex unter 50 Punkten lag. Dies unterstreiche die Bedeutung der Exportwirtschaft. "Die Güterausfuhren sind mit gut 40% die zweitgrößte Komponente des Bruttoinlandsprodukts und etwa jeder vierte Arbeitsplatz hierzulande hängt vom Export ab“, ergänzte Donald Banks, Head of Treasury & Markets bei der HCOB. Im dritten Quartal war das BIP um 0,1% geschrumpft und die HCOB erwartet wie andere Experten auch, dass das laufende vierte Quartal ebenfalls mit einem Minus beendet wird.

Für die Qualität des neuen Index spreche, dass er im Vergleich mit der tatsächlichen Entwicklung der Exporte "ein etwas ruhigeres Händchen behält", erklärt de la Rubia. Man könne die grundsätzliche Richtung der Exportperformance häufig besser an diesem Index ablesen als an den monatlichen Exportzahlen, die doch eine recht hohe Volatilität aufzeigten.

USA und Asien haben nicht genug entgegenzusetzen

"Das außenwirtschaftliche Umfeld für deutsche Unternehmen bleibt rau", kommentierte der Chefvolkswirt. Die größte Belastung gehe von den europäischen Nachbarn aus, aber auch die Schwellenländer seien keine Stütze.

Bescheidenes Wachstum in den wichtigen Exportzielregionen Asien und USA könne den Abschwung nur abfedern. Unter den Sektoren zeige sich eine massive Nachfrageschwäche bei Maschinen und Anlagen. Aber auch in der Autoindustrie sei die Auftragslage schwach. Bei Konsumgütern und in der Chemiebranche hingegen gebe es eine "kleine Andeutung zur Stabilisierung". "Wir haben es hier mit einer geografisch und sektoral breit angelegten Exportschwäche zu tun", resümierte der Chefvolkswirt.

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