Die deutsche Wirtschaft lechzt nach Migranten
Debatte
Die deutsche Wirtschaft lechzt nach Migranten
ba Frankfurt
Im laufenden Bundestagswahlkampf ist die Migrationsdebatte wieder hochgekocht – nicht zuletzt nach der Gewalttat in Aschaffenburg. Der umstrittene Migrations-Gesetzentwurf der Unionsfraktion, der unter anderem die Forderung nach einem Stopp des Familiennachzugs von Geflüchteten mit eingeschränktem Schutzstatus – das sind oftmals Kriegsflüchtlinge – enthalten hatte, ist vergangene Woche im Bundestag gescheitert. Nun ringen die Parteien um den besten Weg, die irreguläre Migration zu begrenzen − ohne aber diejenigen zu vergrätzen, die sich integrieren und arbeiten wollen. Denn angesichts der alternden Bevölkerung und des um sich greifenden Fachkräftemangels ist Deutschland dringend auf Arbeitsmarktmigration angewiesen.
Eine Sorge, die auch die Bosse großer deutscher Unternehmen umtreibt: Deutschland brauche im Jahr 400.000 neue Arbeits- und Fachkräfte. Dabei müsse Zuwanderung aber selektiv bleiben und darauf gerichtet sein, die besten Köpfe im Ausland zu gewinnen, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius . Deutschland brauche mehr Arbeits- und Fachkräfte, sagte Siemens-Chef Roland Busch. Vor allem aber müssten die Menschen „extrem schnell“ in Arbeit gebracht werden. „Wir haben Menschen aus der ganzen Welt, die bei uns arbeiten. Wir schätzen das sehr.“ Das Thema Zuwanderung sei so wichtig und komplex, dass die Parteien der Mitte hier an einem Strang ziehen müssten, heißt es Agenturberichten zufolge in einer Erklärung der 2024 anlässlich der Europawahl gegründeten Initiative „Wir stehen für Werte“, der fast 40 Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen angehören.
In der öffentlichen Debatte kommt der Beitrag der Migranten zum hiesigen Wirtschaftswachstum und der Fachkräftesicherung aber oft zu kurz. Ebenso wie der Aspekt, dass die betreffende Arbeitskraft dann ja im Ursprungsland fehlt und dort Lücken reißt. Wobei die Arbeitsmigranten laut der Industrieländerorganisation OECD mit 13% noch die kleinste Gruppe der 669.000 neuen Zuwanderer im Jahre 2022 stellen. 22% kamen aus humanitären Gründen. 69,3% der Eingewanderten waren erwerbstätig − ein Rekordhoch und zudem deutlich mehr als in anderen EU-Ländern. Die OECD führt dies unter anderem auf die umfassende Sprachförderung zurück. Laut dem DIW Berlin etwa gehen mehr als 80% des Beschäftigungsaufbaus der vergangenen fünf Jahre auf ausländische Arbeitskräfte zurück. Seit 2023 wird der Aufbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung sogar ausschließlich von Ausländern getragen. Besonders groß ist der Anteil der Migranten unter den Selbstständigen.