Die erhoffte Konsumwende bleibt aus
Die Geschäfte der deutschen Einzelhändler kommen wegen der Kaufkraftverluste ihrer Kunden nicht in Schwung. Sie setzten im Februar 0,5% weniger um als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) sank der Umsatz sogar um 1,3%. Das kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 0,5% gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete der Einzelhandel sogar ein reales Umsatzminus von 7,1%.
Die Einzelhändler leiden unter der starken Inflation, welche die Kaufkraft vieler Kunden schmälert. Den Beschäftigten droht das vierte Jahr in Folge mit Reallohneinbußen, da die Preise nach Prognose von Ökonomen erneut schneller als die Löhne steigen dürften. „Ein Konsum-Comeback verhindern vor allem steigende Nahrungsmittelpreise“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. „In der aktuellen Magerzeit ist schwer erkennbar, wo eine Konsumwende herkommen soll. Hohe Lohnabschlüsse werden nur kurzzeitig für Erleichterung sorgen, da sie die Preiserhöhungen von morgen sind.“
Gegen den Trend nahm der reale Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln im Februar zu, wenn auch nur um 0,2% zum Vormonat. „Damit erholte sich der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel in den ersten beiden Monaten des Jahres leicht vom Umsatztief im Dezember“, betonten die Statistiker. Ende des vergangenen Jahres war er so niedrig ausgefallen wie seit über acht Jahren nicht mehr, was mit den um mehr als ein Fünftel gestiegenen Lebensmittelpreisen erklärt wird. Im Internet- und Versandhandel zog der Umsatz um 4,0% zum Vormonat an.
Der deutsche Einzelhandel rechnet in diesem Jahr wegen der hohen Inflation mit dem größten Umsatzschwund seit der globalen Finanzkrise 2009. Inflationsbereinigt (real) dürfte er um drei Prozent sinken, sagte der Handelsverband Deutschland (HDE) kürzlich voraus. Impulse erhoffen sich die Einzelhändler vom Ostergeschäft. Erwartet werden Einnahmen von 2,2 Milliarden Euro, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) schätzt.
Langfristig könnte allerdings etwas Entspannung an der Preisfront einkehren. Am Donnerstag meldete das Statistische Bundesamt, dass der Preisdruck leicht gefallen ist. Und dies zeigt sich inzwischen auch verstärkt bei den Preisen für importierte Güter. Die Wiesbadener Statistiker berichten, dass die Einfuhrpreise im Februar zum Vorjahresmonat „nur“ noch um 2,8% zugelegt haben. Im Vormonat hatte der Anstieg bei 6,6% gelegen; und im vergangenen Sommer war die Rate sogar einmal auf mehr als 30% gestiegen. Auslöser waren der Ukraine-Krieg und erhebliche Verspannungen im Welthandel.
Im Monatsvergleich waren die Importpreise den sechsten Monat in Folge rückläufig. Während die Energiepreise mittlerweile deutlich fallen, verteuern sich allerdings andere Gütergruppen teils erheblich. Der Preisanstieg insgesamt sei vor allem auf höhere Preise für Konsum- und Investitionsgüter zurückzuführen, erklärten die Statistiker.
Die Einfuhrpreise beeinflussen auch die Verbraucherpreise, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB ihre Leitzinsen bereits deutlich angehoben.