Einkaufsmanagerindex

Dienstleister dämpfen die Stimmung

Die Dienstleister haben zu Jahresbeginn die Wirtschaft im Euroraum gebremst. Dass auch die bislang stützende Industrie etwas an Fahrt herausgenommen hat, schürt erneut Konjunktursorgen – insbesondere, da die Impfkampagne in den meisten Euro-Ländern nur holprig verläuft.

Dienstleister dämpfen die Stimmung

ba Frankfurt

Die Dienstleister haben zu Jahresbeginn die Wirtschaft im Euroraum gebremst. Dass auch die Industrie etwas an Fahrt herausgenommen hat, lässt in Verbindung mit der in den meisten Euro-Ländern weiter holprig verlaufenden Impfkampagne Konjunktursorgen wieder vermehrt aufkeimen. Die Ökonomen der Allianz warnen bereits in einer Studie, dass die Verzögerungen beim Impfstart schwere wirtschaftliche Schäden verursachen könnten: Bei einer Verschiebung um fünf Wochen seien es knapp 90 Mrd. Euro (siehe Bericht auf dieser Seite).

Vor allem den Dienstleistern machen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie schwer zu schaffen. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) ist im Januar um 1 auf 45,4 Punkte gefallen, wie das Analysehaus IHS Markit gestern mitteilte. Damit liegt das Stimmungsbarometer, für das zunächst ein Wert von 45,0 Zählern ermittelt worden war, deutlich unter der 50-Punkte-Schwelle – erst Werte darüber signalisieren Wachstum.

In Italien, das derzeit zusätzlich noch eine Regierungskrise zu bewältigen hat, haben die Dienstleister den zweiten Monat in Folge ihre Aktivitäten ausgeweitet. Der Index für den spanischen Servicesektor ist hingegen unerwartet kräftig gefallen. Für diese beiden Länder werden keine Vorabschätzungen veröffentlicht. Für Frankreich wurde dagegen der Wert nach oben und für Deutschland nach unten revidiert. Die Wachstumsschwelle überschreitet der Dienstleisterindex in keinem der vier großen Euro-Länder.

Mit Blick auf den Dienstleister und Unternehmen zusammenfassenden Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite verzeichnet allein Deutschland noch Wachstum – wobei die Wirtschaftsleistung laut IHS Markit nur mit der niedrigsten Rate seit sieben Monaten zulegte. Die Vorabschätzung wurde mit 50,8 Zählern nach 52,0 im Dezember bestätigt. Der PMI Composite für Frankreich wurde um 0,7 auf nun 47,7 Punkte nach oben revidiert. Einen deutlichen Rückgang verzeichnete auch die Privatwirtschaft Italiens (47,2 Punkte). In Spanien (43,2 Punkte) verstärkte der Sturm „Filomena“ die Auswirkungen der lokalen Restriktionen. Den „regelrechten Einbruch“ der Wirtschaftsleistung in Irland (40,3 Punkte) führt IHS Markit auch auf die Brexit-Folgen zurück. In Großbritannien machten sich im Januar gleichfalls Brexit-Probleme bemerkbar: Der Gesamtindikator brach um 9,2 auf 41,2 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Mai 2020 ein.

Der PMI Composite für die 19 Länder des gemeinsamen Währungsraums ist im Januar um 1,3 auf 47,8 Punkte gesunken, das sind 0,3 Punkte mehr als in der Vorabschätzung ermittelt. Chris Williamson, Chefökonom bei IHS Markit, erwartet für das erste Quartal ein Schrumpfen der Wirtschaft, „wenn es auch schwächer ausfallen dürfte als im ersten Halbjahr 2020“. In den ersten beiden Quartalen des vorigen Jahres war die Euro-Wirtschaft um 3,3% und 11,4% eingebrochen, hatte sich im dritten Quartal aber kräftig erholt (+12,4%). Im Schlussabschnitt ergab sich ein Minus von 0,7%.