Energiekosten treiben Erzeugerpreise hoch
ba Frankfurt
Der rasante Preisanstieg bei sämtlichen Energieträgern hat die Preise deutscher Hersteller im September auf den nächsten Rekordstand getrieben. Dieser erneute Beleg für den zunehmenden Inflationsdruck auf den den Verbraucherpreisen vorgelagerten Stufen dürfte für neuen Stoff in der Diskussion sorgen, ob der derzeitige Inflationstrend dauerhaft oder doch nur ein temporäres Phänomen ist.
Vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge kletterten die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im September um 14,2% zum Vorjahresmonat. Eine höhere Jahresrate hatten die Statistiker zuletzt im Oktober 1974 gemessen, als die Preise wegen der ersten Ölkrise um 14,5% zugelegt hatten. Ökonomen hatten nach dem – ebenfalls rekordhohen – Plus von 12,0% im August einen Anstieg von lediglich 12,7% erwartet. Im Monatsvergleich legten die Erzeugerpreise 2,3% zu.
„Vor allem die regelrecht explodierenden Preise für Energieträger treiben derzeit die Preise auf der Erzeugerstufe“, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Energie verteuerte sich um 32,6% im Jahresvergleich und um 8,0% zum August. Ohne Berücksichtigung von Energie wären die Erzeugerpreise auf Jahressicht um 8,6% gestiegen. „Davon wird gewiss auch ein Teil auf der Verbraucherebene ankommen.“ Die Produzentenpreise sind ein guter Signalgeber für die kommende Entwicklung der Verbraucherpreise. Aktuell liegt die Inflationsrate mit 4,1% so hoch wie seit 1993 nicht. Ökonomen erwarten ein weiteres Anziehen auf bis zu 5% bis zum Jahresende. Danach dürfte sich die Lage entspannen, da zum Jahreswechsel etwa der Effekt der temporären Mehrwertsteuererhöhung aus der zweiten Jahreshälfte 2020 wegfällt.
Das Berliner DIW warnt in einer gestern veröffentlichten Studie, dass die Angst von Unternehmen und Konsumenten vor hoher Inflation die Teuerung ankurbeln könnte. Derzeit würden die Energiepreise knapp 50% zur Inflation im Euroraum beitragen. Klassische Inflationstreiber wie Lohndruck, Konsum oder Produktionskosten entwickelten sich eher moderat und wirkten nur temporär – doch kämen „diese Effekte leider alle gleichzeitig zusammen“, heißt es in der Studie. Es sei die Aufgabe der EZB, der Politik und Wissenschaft, „die Öffentlichkeit über die Ursachen der derzeitigen Inflation faktenbasiert zu informieren, um die Inflationserwartungen so lange wie möglich auf einem angemessenen Niveau zu halten.“