Erleichterung am Finanzplatz
Zugegeben, die Abwahl des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann ist nicht das Nummer-1-Thema am Finanzplatz. Eine Nebensache ist sie aber auch nicht. Denn die Frage, wer künftig die Stadt federführend repräsentiert, hat durchaus Weiterungen – auch für die Financial Community.
Peter Feldmann war in dieser Hinsicht mehr Last als Hilfe. Bei Empfängen redete er das Publikum ins Wachkoma. Und wo diplomatische Zurückhaltung angezeigt war, drängte er selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Zudem war er zuletzt vor allem damit beschäftigt, sich für Auftritte zu erklären, die eigentlich nicht zu erklären sind.
Gleich mehrere Vorstandschefs von Banken und anderen Finanzdienstleistern haben in den vergangenen Monaten hinter vorgehaltener Hand eingeräumt, dass sie bei ihren Veranstaltungen am Finanzplatz zwar den Oberbürgermeister aus Gründen der Höflichkeit eingeladen, aber flehentlich auf dessen Absage gehofft hatten, damit Feierstunden und Festakte nicht durch die Debatte über den OB überlagert werden. In anderen Worten: Nicht allein im Waldstadion, aus dem ihn die Eintracht-Führung nach seinem peinlichen Auftritt im Römer am Europapokalabend verbannte, sondern auch im Bankenviertel war Feldmann seit geraumer Zeit nicht mehr willkommen. Insofern ist das bemerkenswert deutliche Urteil, das Frankfurts Bürgerinnen und Bürger am Sonntag über Feldmanns politische Zukunft gefällt haben, am Finanzplatz mit großer Erleichterung aufgenommen worden – und zwar völlig unbeschadet davon, wie letztlich das Verfahren wegen des Verdachts der Vorteilsannahme gegen ihn ausfallen wird.
Frankfurt braucht einen Spitzenrepräsentanten, der am Finanzplatz sichtbar ist und der sich aktiv und überzeugend für den Banken- und Börsenstandort engagieren kann. Das gilt umso mehr, da Frankfurt nach der Niederlage im Buhlen um die EU-Bankenbehörde EBA aufpassen muss, nicht ihren Ruf als Europas Finanzmarkt-Regulierungshauptstadt aufs Spiel zu setzen. EZB, Bundesbank, BaFin, die Versicherungsaufsicht EIOPA und nun auch der Standardsetzer ISSB sind immerhin gewichtige Argumente, wenn Finanzkonzerne ihren Standort wählen. Umso wichtiger ist es, dass Frankfurt jetzt die Chancen wahrt, die Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA an den Main zu lotsen.
Der Frankfurter Oberbürgermeister muss dafür nicht allein in der Marketinggesellschaft Frankfurt Rhein Main Vollgas geben, sondern auch in seinen Funktionen in den Aufsichtsgremien von Messe oder Fraport. Feldmann war dafür schon lange nicht mehr der Richtige.