EU-Firmen überdenken China-Strategie
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Die strikte Lockdown-Situation in der Metropole Schanghai und in anderen chinesischen Großstädten sowie die damit verbundenden zunehmenden Lieferkettenstörungen hinterlassen auch bei ausländischen Industrieunternehmen mit China-Präsenz ihre Spuren. Eine am Donnerstag veröffentlichte Geschäftsklimaumfrage der European Union Chamber of Commerce in China (EUCC) zeigt die wachsende Frustration über die rigide Coronapolitik der Pekinger Staatsführung bei den ausländischen Firmen und Direktinvestoren auf. Mehr als 90% der befragten Handelskammer-Mitglieder betonen, dass Zero-Covid-Maßnahmen ihre Lieferkettenverbindungen beeinträchtigen. Ein fast ebenso hoher Anteil der Industriefirmen berichtet von akuten Problemen bei der Beschaffung von Rohmaterialien und Zulieferung von Materialien für die Produktion vor Ort.
Etwa 60% der europäischen Unternehmen haben bereits wegen der Lockdown-Schäden ihre Umsatzprognosen für das diesjährige China-Geschäft nach unten revidiert. Auch wenn der Großteil der Befragten davon ausgeht, die Situation ohne größere Veränderungen beim China-Auftritt aussitzen zu können, betonen ein Viertel der Kammermitglieder, dass sie in Antwort auf Chinas Restriktionspolitik die Verlagerung von geplanten China-Investments in andere asiatische Länder erwägen. Damit hat sich der Anteil der ausländischen Firmen mit partiellen Abwanderungsgedanken oder Ressourcenverschiebungsplänen seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Wie Kammerpräsident Jörg Wuttke am Donnerstag betonte, sollten die Bedenken der ausländischen Investoren als Weckruf für die Pekinger Regierung gelten.