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Euro-Erzeugerpreise mit Rekordplus

Im Juni ist die Inflation im Euroraum leicht zurückgegangen. Für die nächsten Monate zeichnet sich aber wieder mehr Preisdruck ab. Dafür spricht auch die Entwicklung auf den vorgelagerten Preisstufen.

Euro-Erzeugerpreise mit Rekordplus

ms Frankfurt

Der Preisdruck auf den Verbraucherpreisen vorgelagerten Stufen nimmt auch im Euroraum immer mehr zu. Die Erzeugerpreise verzeichneten nun im Mai mit 9,6% im Vorjahresvergleich sogar den stärksten Anstieg überhaupt seit Start der Währungsunion. Das dürfte Sorgen schüren, dass der aktuelle kräftige Inflationsanstieg stärker ausfällt und länger anhält als bislang allgemein erwartet. Die Europäische Zentralbank (EZB) weist solche Bedenken aber weiter strikt zurück – und hält entsprechend an ihrer ultra­lockeren Geldpolitik fest.

Seit Jahresbeginn hat die Inflation im Euroraum kräftig und stärker als erwartet zugenommen – von –0,3% im Dezember 2020 auf 2,0% im Mai. Im Juni gab die Teuerung nun zwar leicht auf 1,9% nach. Allerdings zeichnen sich für die nächsten Monate bereits wieder stärkere Anstiege an – bis auf Werte oberhalb der Marke von 2,5% oder gar in Richtung 3%. Die EZB sieht das aber als rein temporär an und erwartet bereits 2022 wieder deutlich niedrigere Raten. Für 2022 und 2023 sagt sie im Mittel 1,5% und 1,4% Inflation voraus – nach 1,9% im laufenden Jahr. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp 2% an.

Energie und Engpässe

Es ist allerdings vor allem der Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen, der Zweifel schürt, dass die Inflation wirklich nur temporär ansteigt. Die Erzeugerpreise gelten ähnlich wie die Großhandelspreise als Frühindikatoren für die Teuerung auf Verbrauchereben. Das am Freitag von Eurostat gemeldete Plus ist dabei die höchste Rate seit Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. Im April hatte die Rate 7,6% betragen. Besonders deutlich verteuerte sich auf Unternehmensebene Energie, die etwa ein Viertel teurer war als ein Jahr zuvor. Die Preise von Vorleistungsgütern stiegen mit gut 9% ebenfalls erheblich. Dahinter stecken auch die derzeitigen Engpässe und Lieferschwierigkeiten im internationalen Warenhandel.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde untermauerte am Freitag indes noch einmal, dass der jüngste Anstieg der Inflation nur vorübergehend sei. „Wir werden eine Rückkehr zu niedrigeren Inflationsraten sehen“, sagte sie der französischen Zeitung „La Provence“. Sie machte zudem klar, dass sie noch keinen stabilen konjunkturellen Aufschwung in der Eurozone nach dem Corona-Einbruch sieht. Mit einer weiteren Erholung der Wirtschaft und steigender Inflation dürfte die Debatte im EZB-Rat über den weiteren Kurs aber erheblich an Fahrt aufnehmen.