Euro-Industrie noch robust
ast Frankfurt
Die Industrieproduktion in der Eurozone ist im Februar wieder gestiegen. Die Produktion kletterte im Februar um 0,7% gegenüber dem Vormonat. Experten hatten einen Anstieg dieser Größenordnung auf dem Zettel. Gegenüber dem Vorjahresmonat steht ein Plus von 2,0% zu Buche. Hier hatten Ökonomen etwas weniger erwartet.
Allerdings mussten die Luxemburger Statistiker ihre Daten von Januar deutlich nach unten korrigieren: Statt den zunächst gemeldeten 0,0%, also einer Stagnation, vermeldeten die Statistiker nun einen Rückgang von 0,7% zum Jahresauftakt. In der Europäischen Union produzierten die Unternehmen im Februar 0,6% mehr. Auch für die EU revidierte Eurostat die Januar-Zahlen nach unten: Statt einem Plus von 0,4% registrierte das Statistikamt einen Rückgang um 0,3%.
Im Monatsvergleich legte vor allem die Produktion von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern merklich zu. Die Herstellung von Investitionsgütern stagnierte hingegen. Die Produktion von Energie nahm um 0,6% ab. In den Mitgliedsländern fiel die Entwicklung sehr unterschiedlich aus. Die höchsten monatlichen Anstiege wurden in Italien (+4,0%), Kroatien (+2,7%) und Irland (+2,4%) registriert. Die höchsten Rückgänge wurden in Slowenien (−8,3%), Litauen (−3,8%) und Malta (−2,7%) beobachtet. In Deutschland legte die Produktion 0,4% zu.
Maue Aussichten
Der Ausblick für die Euro-Industrie ist allerdings mau. Bert Colijn, ING-Chefökonom für die Eurozone, geht davon aus, dass der Krieg in der Ukraine und seine Folgen für die Lieferketten die Produktion deutlich beeinträchtigen dürften. „Darüber hinaus haben die Lockdowns in China erneut Auswirkungen auf den Transport, was zu Preissteigerungen und weiteren Verzögerungen führen dürfte“, führte Colijn weiter aus. In der Millionenmetropole Schanghai und anderen chinesischen Großstädten hat die Regierung seit Wochen einen harten Lockdown verhängt, um den ersten größeren Ausbruch des Coronavirus seit Winter 2020 in den Griff zu bekommen. „Zusammengenommen bedeutet dies, dass sich die Normalisierung der Lieferketten derzeit bestenfalls verzögert“, fürchtet Colijn.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate seien bescheiden, und Lieferkettenschwierigkeiten hätten die Produktion in einigen Ländern der Eurozone bereits erheblich beeinträchtigt. „Es ist zu erwarten, dass die Produktionsdaten von nun an volatiler werden und die Gesamtproduktion schwächer wird“, prognostiziert Colijn.
Die Ökonomen der Unicredit gehen davon aus, dass die Industrie mit ihrem Produktionsplus im Februar noch einen Beitrag zu einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone im ersten Quartal leisten wird. Sie warnen jedoch ebenso: „Die Aussichten für den Industriesektor haben sich nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine eingetrübt.“ Zwar seien die Einkaufsmanagerindizes der Industrie im März noch robust gewesen, aber die Zukunftsindikatoren hätten sich deutlich verschlechtert.
Viele Waren stecken fest
Daten des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zufolge bewegen sich derzeit viele per Schiff transportierte Güter weltweit nicht. Der Anteil der Güter, die auf Schiffen feststecken, liege derzeit mit knapp 12% schon jetzt so hoch wie in den Zeiten massiver Einschränkungen durch die globale Pandemie-Bekämpfung 2021. Der Großteil der betroffenen Schiffe staut sich demnach vor den Häfen. Auslöser dürfte Experten zufolge erneut Chinas rigide Coronapolitik sein. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 pendelte der Wert um rund 7%, wie aus den Daten des IfW weiter hervorgeht.