Einkaufsmanagerindex

Euro-Industrie zeigt sich wieder besser gelaunt

Die Stimmung der Industrie im Euroraum hat sich im November wieder aufgehellt – allerdings nicht ganz so deutlich wie zunächst gemeldet. Die Geschäftsbedingungen allerdings bleiben schwierig, mahnt IHS Markit.

Euro-Industrie zeigt sich wieder besser gelaunt

ba Frankfurt

Im November hat sich die Stimmung in der Euro-Industrie erstmals seit Juni wieder aufgehellt. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) des Forschungsunternehmens IHS Markit legte um 0,1 auf 58,4 Punkte zu. Ökonomen hatten allerdings mit einer Bestätigung der Erstschätzung von 58,6 Zählern gerechnet. Damit liegt der Wert weiter oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten – darüberliegende Werte signalisieren Expansion.

Italien ist Spitze

„Der starke PMI-Wert täuscht darüber hinweg, wie schwierig die Geschäftsbedingungen für die Industrieunternehmen derzeit sind“, kommentiert Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. Trotz weiter starker Nachfrage, die sich an der „abermals soliden“ Verbesserung der Auftragseingänge zeige, hätten sich die Lieferzeiten „erneut in besorgniserregendem Tempo“ verschlechtert. Ursächlich dafür sind Materialengpässe, die mangelnde Verfügbarkeit von Transportmöglichkeiten und Personalprobleme.

Seit Monaten leidet die Industrie unter den Logistikproblemen, die auch eine Folge der Corona-Pandemie sind. Experten erwarten, dass sich die Probleme erst Mitte kommenden Jahres auflösen. Williamson zufolge hätten die Hersteller aus Sorge wegen weiterer Engpässe in den kommenden Monaten Sicherheitsbestände aufgebaut, was sich im Rekordanstieg bei den Lagerbeständen widerspiegele.

Auf Länderebene reichte laut IHS Markit das Wachstumstempo „von robust bis ausgesprochen stark“. Spitzenreiter war im November Italien. Mit dem PMI von 62,8 Punkten wurde das erst im Mai markierte Allzeithoch übertroffen. Auch in Griechenland „fiel das Wachstum trotz leichter Abschwächung so stark aus wie selten zuvor“. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern hingegen verlangsamte sich das Wachstum im Vergleich zu den Anfangsmonaten 2021 „durch die Bank“ (siehe Grafik).

Lage entspannt sich leicht

Der PMI für die deutsche Industrie fiel im November um 0,4 auf 57,4 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit zehn Monaten. Allerdings, so heißt es bei IHS Markit, habe sich der Ausblick zum ersten Mal seit fünf Monaten wieder stärker aufgehellt, „wenngleich viele Befragte zukünftiges Wachstum von einer Verbesserung der Materialversorgung abhängig machen“. 59% der Befragten beklagten hier längere Vorlaufzeiten gegenüber dem Vormonat. Zum Vergleich: Der langjährige Durchschnitt liegt bei rund 16%. Allerdings entspannt sich die Lage bei der Zulieferung etwas, denn im Oktober lag der Wert noch bei 66%. Dies hat IHS-Markit-Experten Phil Smith zufolge – neben den aufgestockten Sicherheitsbeständen – wohl auch mit dazu beigetragen, dass der Subindex Produktion im November stabil blieb, „nachdem er sich in den letzten Monaten praktisch im freien Fall befand“. Die Vormateriallager füllten sich nicht nur den zweiten Monat in Folge, sondern auch mit der höchsten Rate, die seit Umfragebeginn im April 1996 gemessen worden war. Der leichte Zuwachs der Bestände an Fertigwaren beendet laut IHS Markit den 17 Monate währenden Rückgang. Ökonomen gelten die recht leeren Lager mit als Garant, dass die Industrieproduktion anzieht, sobald sich die Lieferprobleme auflösen.