Euro-Inflation fehlt noch immer der Anschub

Kernrate legt zu - Arbeitslosenquote konstant

Euro-Inflation fehlt noch immer der Anschub

rec Frankfurt – Die Inflation im Euroraum hat sich nach dem jüngsten leichten Aufwärtstrend wieder etwas weiter vom Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) entfernt. Im Februar lag die Teuerungsrate laut dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) bei 1,2 %. Das ergab eine Schnellschätzung des Statistikamts Eurostat. Zwar kletterte die von der EZB viel beachtete Kerninflation (ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel) leicht und steht nun ebenfalls bei 1,2 %. Ein nachhaltiges Anziehen des zugrunde liegenden Preisschubs dürfte Ökonomen zufolge damit aber nicht verbunden sein, zumal die Dynamik am Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn nachgelassen hat.Damit deutet sich nach wie vor keine Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik an – im Gegenteil. Die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp 2 % an. Bislang bringt sie auch die neuerliche Lockerung im September, als sie den Einlagezins auf minus 0,5 % gesenkt und das Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) wieder aufgenommen hat, dieser Marke nicht näher. Erschwerend kommt nun hinzu, dass das Coronavirus bei den Währungshütern in der Eurozone und anderswo zunehmende Sorgen um die Konjunktur auslöst (siehe Bericht auf dieser Seite). Bisher geht der EZB-Rat davon aus, dass die Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone 2020 leicht anzieht. Das steht nun in Frage. Marktteilnehmer preisen deshalb bereits eine weitere Zinssenkung bis Mitte des Jahres ein.Ausschlaggebend für den Rückgang der Gesamtinflation im Februar waren die Ölpreise. Sie notierten 1,6 % niedriger als im Vormonat. Wegen des Coronavirus stand in Teilen Chinas und in manchen Abnehmerländern seiner Produkte zeitweise die Fertigung still. Das drückte die Nachfrage nach Öl. Dieser traditionell volatile Wert bleibt bei der Kerninflation außen vor. Aber auch deren Anstieg dürfte “auf einen Sondereffekt zurückzuführen” sein, wie Commerzbank-Ökonom Christoph Weil anmerkte: Im Februar erholten sich die Preise für Bekleidung nach einem Januartief – viele Händler hatten zu Jahresbeginn wegen des milden Wetters frühzeitig ihre Winterbekleidung losgeschlagen. “Die von der EZB erhoffte kräftige Verstärkung des unterliegenden Preisauftriebs ist weiterhin nicht in Sicht”, folgert Weil. Ralf Umlauf von der Helaba sekundiert: “Die EZB dürfte sich in ihrem Lockerungsbias bestätigt sehen.” Robuste LohnzuwächseDafür sprechen auch die nachlassenden Impulse vom Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote im Euroraum verharrte laut Eurostat im Januar bei 7,4 %, es waren aber etwas mehr Menschen ohne Job als Ende 2019. Trotz des niedrigsten Niveaus seit Mitte 2008 und robuster Lohnzuwächse hat die Dynamik der vergangenen Jahre kaum Niederschlag in den Preisen gefunden. Für die Euro-Notenbanker stellt dies ein Rätsel dar. Von der Europäischen Zentralbank vierteljährlich befragte Experten erwarten eine im Trend weiter leicht sinkende Arbeitslosenquote – für 2022 aber lediglich eine Teuerungsrate von 1,5 %. Die EZB wird ihrerseits aktualisierte Projektionen nach der anstehenden Ratssitzung am 12. März veröffentlichen.Überdies unterstreichen die jüngsten Inflationsdaten einmal mehr die erheblichen Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone: Im größten Mitgliedsland Deutschland lag die Inflationsrate im Februar mit 1,7 % in Sichtweite zum EZB-Ziel. In der gesamten Eurozone aber “steuern wir im Frühjahr auf Inflationsraten von unter 1 % zu”, wie KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib mit Blick auf die neuesten Daten analysiert – “es sei denn, virusbedingte Störungen auf der Angebotsseite trieben kurzfristig Preise nach oben”.