Coronakrise

Eurosystem langt bei PEPP mächtig zu

Das Eurosystem hat in der vergangenen Woche im Zuge des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP so viele Anleihen gekauft wie seit Juni 2020 nicht mehr – also zur Zeit der ersten Coronawelle und des dadurch ausgelösten Rekordeinbruchs der...

Eurosystem langt bei PEPP mächtig zu

Das Eurosystem hat in der vergangenen Woche im Zuge des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP so viele Anleihen gekauft wie seit Juni 2020 nicht mehr – also zur Zeit der ersten Coronawelle und des dadurch ausgelösten Rekordeinbruchs der Euro-Wirtschaft. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die 19 nationalen Zentralbanken erwarben in der Woche bis vergangenen Mittwoch Wertpapiere im Wert von rund 22,2 Mrd. Euro, wie die EZB am Montag mitteilte. Gegenüber der Vorwoche mit knapp 16,3 Mrd. Euro ist das ein Anstieg um mehr als ein Drittel.

Insgesamt hat das Eurosystem damit bis vergangenen Mittwoch im April bei PEPP bereits Anleihen im Wert von 55,6 Mrd. Euro erworben. Die Zentralbanken sind damit auf bestem Wege, den Wert aus dem März deutlich zu übertreffen. Da hatte das Kaufvolumen bei 73,5 Mrd. Euro gelegen. Im Februar hatte der Wert 59,9 Mrd. Euro betragen. Auch insgesamt, also unter Einbeziehung des parallelen Anleihekaufprogramms APP, lag das Kaufvolumen in der vergangenen Woche mit knapp 32 Mrd. Euro so hoch wie seit Juni 2020 nicht mehr.

Die EZB setzt damit die im März avisierte deutliche Beschleunigung der PEPP-Käufe im zweiten Quartal zusehends in die Tat um. Der EZB-Rat hatte Mitte März eine temporäre Beschleunigung beschlossen und damit auf den spürbaren Anstieg der Anleiherenditen seit Jahresanfang reagiert. Die Notenbanker wollen eine übermäßige Verschärfung der Finanzierungsbedingungen für die Euro-Wirtschaft verhindern. Das Kaufvolumen hatte aber zunächst weniger stark zugelegt, als viele Marktteilnehmer erwartet hatten. Das hatte auch eine Debatte ausgelöst, wie ernst es der EZB überhaupt ist. Zusätzlich befeuert worden war diese durch die aufgekommene Diskussion über die Zukunft von PEPP.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Zinssitzung des EZB-Rats vergangenen Donnerstag die Kritik zurückgewiesen und das Kauftempo verteidigt. Die Beschleunigung der Käufe sei „klar und entschlossen“, sagte sie. Sie betonte zudem, dass nicht die wöchentlichen Daten entscheidend seien, sondern die Betrachtung der Monatsentwicklung. Da habe es im März bereits einen deutlichen Trend gegeben. Dieser scheint sich nun fortzusetzen.

Lagarde hatte zugleich die unter Euro-Notenbankern aufgeflammte Diskussion über ein Herunterfahren der PEPP-Käufe ab dem dritten Quartal als „verfrüht“ bezeichnet – der EZB-Rat habe darüber bei der Sitzung auch nicht gesprochen. Tatsächlich steht diese Entscheidung aber bei der nächsten Zinssitzung im Juni an – und dann zeichnen sich bereits kontroverse Debatten ab.

EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta sagte am Montag, die EZB müsse ihre sehr lockere Geldpolitik auch nach Überwindung der Pandemie vorerst beibehalten. Die EZB solle ihre geldpolitische Unterstützung nicht zurückziehen, bevor die Inflation nachhaltig bei 2% liege, sagte er auf einer Online-Konferenz.

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