Ex-Krisenländer Südeuropas kommen vergleichsweise gut durch Pandemie
ahe Brüssel
EU-Länder, die während der Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt vergleichsweise hart getroffen wurden, erholen sich einer aktuellen Analyse des Brüsseler Thinktanks Bruegel zufolge schneller von der Pandemie als andere Staaten. Diese ehemaligen Krisenländer hauptsächlich aus dem Süden Europas seien nun in der Lage, „den aktuellen Schock viel schneller zu absorbieren und auf einen Wachstumspfad von vor der Pandemie zurückzukehren“, erklärte Bruegels stellvertretende Direktorin Maria Demertzis unter Verweis auf die jüngste Herbstprognose der EU-Kommission.
Deutliches Wachstum
In diesem Jahr werden Frankreich, Irland, Italien, Griechenland, Zypern und eine Reihe von Ländern in Mitteleuropa und im Baltikum ein Wachstum von über 6% verzeichnen. Dies sei eine starke Erholung und zugleich auch interessant, da gerade Länder in Südeuropa sowie einige in Mitteleuropa und im Baltikum zuvor von der Pandemie hart getroffen wurden. Sie seien nämlich von vornherein anfällig gewesen, da sie mit einer höheren Anzahl von Zombie-Firmen in die Pandemie gekommen seien. Länder wie Spanien, Griechenland, Portugal und Zypern seien zudem besonders betroffen gewesen, da ihre Volkswirtschaften stark unter anderem vom Dienstleistungssektor wie etwa dem Tourismus abhängig seien.
Die Prognosen der Europäischen Kommission zeigen nach Angaben von Bruegel jedoch, dass diese Schwachstellen die wirtschaftliche Dynamik nicht beeinträchtigen werden. Ebenso würden Länder im Norden Europas bis 2023 nicht unbedingt besser abschneiden. Länder, die während der Coronakrise einen stärkeren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts verzeichnet hätten, erlebten jetzt eine rasche Erholung.
Demertzis verwies darauf, dass es im Euroraum bei der Inflation zudem ein sichtbares Nord-Süd-Gefälle gebe. Der Norden wird in diesem Jahr und möglicherweise in den nächsten zwei Jahren einem Inflationsdruck ausgesetzt sein. Bei den südeuropäischen Staaten, aber auch Frankreich sei dies anders. Sie würden bis 2023 wohl unter dem Inflationsziel von 2% bleiben. Als „erhebliches zusätzliches Risiko sowohl für die Inflation als auch für die Wachstumsaussichten“ bezeichnete Bruegel die Energiepreise und damit einhergehende mögliche höhere Inflation mit Sekundäreffekten in Form von höheren Kosten und Löhnen.