Exporthausse hält dank Preisaufschlägen an
rec Frankfurt
Die Erfolgsserie der deutschen Exportwirtschaft hat den 15. Monat nacheinander gehalten, doch die Sorgen werden größer. Im Juli schwächten sich die Ausfuhren laut Statistischem Bundesamt (Destatis) saison- und kalenderbereinigt auf ein Plus von 0,5% zum Vormonat ab. Trotzdem ist die Stimmung in der Branche und unter Volkswirten gedämpft.
So sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK): „Engpässe bei wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen sowie die temporären Schließungen chinesischer Häfen bringen das Uhrwerk der internationalen Lieferketten derzeit aus dem Takt, auch wenn die Nachfrage aus dem Ausland nach deutschen Produkten grundsätzlich hoch ist“. Auch Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, bremste den Optimismus: „Der erneute Exportanstieg ist kein Automatismus für ein langanhaltendes Konjunkturhoch.“ Dem Chef des Außenhandelsverbands BGA Anton F. Börner bereiten „insbesondere die steigenden Importpreise“ Sorgen.
Auch Ökonomen beeilten sich, die Fortsetzung der Exporthausse zu relativieren. Die Daten „scheinen auf den ersten Blick zu glänzen“, bemerkte Deka-Volkswirt Andreas Scheuerle. „Doch dieser Glanz verblasst, wenn man sich die preisbereinigten Daten anschaut. Hier konnte noch nicht einmal das Vorkrisenniveau erreicht werden – trotz eines starken Welthandels.“ Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe verwies auf den wegen der Engpässe zunehmenden Auftragsstau: Das Exportgeschäft insbesondere mit den beiden wichtigsten Abnehmerländern China und USA „dürfte sich künftig weniger dynamisch entwickeln.“ Tatsächlich trüben die mannigfachen Probleme in den internationalen Lieferketten die Lage im Außenhandel spürbar: Laut Ifo-Institut haben sich die Exporterwartungen für den Herbst verschlechtert.
Für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland und der Eurozone sind das beunruhigende Nachrichten. Denn anders als im Zuge der Weltfinanzkrise hat sich der Außenhandel als maßgebliche Stütze für die wirtschaftliche Erholung erwiesen. Nun aber setzt sowohl der Mangel an Rohstoffen wie Stahl, Aluminium und Kupfer als auch an Vorprodukten wie Elektronikteilen und chemischen Komponenten Unternehmen auf breiter Front zu. Auch mit Logistikproblemen und hohen Frachtkosten haben sie zu kämpfen. In der Folge sind Importe laut Destatis im Juli kalender- und saisonbereinigt um 3,8% zum Vormonat zurückgegangen.
88% der deutschen Unternehmen klagen laut einer kürzlich veröffentlichten DIHK-Umfrage über höhere Einkaufspreise (siehe BZ vom 20. August). Treier betonte nun, dass laut Umfrage 42% der Firmen nicht in der Lage sind, bestehende Aufträge abzuarbeiten. 26% müssen ihre Produktion drosseln oder gar stoppen. Mehr als die Hälfte rechnet damit, dass sich die Situation im Welthandel frühestens im Laufe des kommenden Jahres bessert.