Geldpolitik

EZB-Granden stellen sich gegen Konjunkturängste

Führende Euro-Notenbanker haben Sorgen vor einer Rezession oder Stagflation im Euroraum als Folge des Ukraine-Kriegs widersprochen. Bundesbankpräsident Nagel verteidigt die jüngsten EZB-Beschlüsse.

EZB-Granden stellen sich gegen Konjunkturängste

ms Frankfurt

Führende Euro-Notenbanker haben Sorgen vor einer Rezession oder Stagflation im Euroraum als Folge des Ukraine-Kriegs widersprochen. Sowohl EZB-Vizepräsident Luis de Guindos als auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel äußerten sich am Mittwoch entsprechend. Zugleicht betonte vor allem Nagel, dass es richtig sei, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) mit den jüngsten Beschlüssen viel Flexibilität verschafft habe.

De Guindos sagte, dass er für die Eurozone als Ganzes keine Rezession erwarte – trotz der hohen Inflation und der Folgen des Ukraine-Kriegs. Selbst in den widrigsten Szenarien der EZB zeichne sich diese Gefahr nicht ab, sagte der Spanier dem Fernsehsender Antena 3. Die EZB-Volkswirte sagen jetzt im Basisszenario für 2022 noch ein Wirtschaftswachstum von 3,7% voraus. Im Dezember hatten sie 4,2% prognostiziert.

Laut Bundesbankchef Nagel steuert Deutschland als größte Euro-Volkswirtschaft trotz des Kriegs weiter auf einen Aufschwung zu. „Er wird sich wohl nur verzögern“, sagte er in einem am Mittwoch auf der Homepage der Bundesbank veröffentlichten „Handelsblatt“-Interview. Eine Stagflation – also eine Konjunkturflaute gepaart mit hoher Inflation – erwarte er derzeit nicht. Nagel betonte zudem, dass der Krieg „den schon vorher hartnäckig hohen Preisdruck noch verstärken“ werde.

Vor dem Hintergrund sei es „nicht überraschend“, dass die EZB ein Ende der Anleihekäufe im dritten Quartal signalisiert habe – was die Tür für Zinserhöhungen öffnen würde. Der Zeitpunkt für einen solchen Schritt sei aber komplett offen. „Ich finde es angesichts der hohen Unsicherheit sehr wichtig, dass wir uns nicht vorfestlegen, sondern beweglich bleiben.“ Der EZB-Rat habe beschlossen, „auf Sicht zu fahren“.