Geldpolitik

EZB konkretisiert Klimapläne

Die EZB will ab Oktober bei ihren Unternehmensanleihekäufen Klimasünder benachteiligen. Jetzt legt sie Details vor, wie das genau passieren soll. Klimaschützer wie Greenpeace kritisieren die Pläne als zu wenig ambitioniert.

EZB konkretisiert Klimapläne

ms Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) will ab Oktober mit Hilfe eines neuen Klima-Scores ihren Bestand an Unternehmensanleihen so umschichten, dass Unternehmen mit einer besseren Klimabilanz jenen mit einer schlechteren vorgezogen werden. Entsprechende Details veröffentlichte die Notenbank am Montag. Nach früheren EZB-Angaben geht es in den nächsten Jahren um ein Volumen von rund 30 Mrd. Euro jährlich. Greenpeace kritisierte die EZB-Pläne umgehend harsch.

Die EZB konkretisiert damit ihre Ankündigung von Anfang Juli, ihre Geldpolitik künftig stärker am Klimaschutz auszurichten – wobei der Bestand an Unternehmensanleihen im Mittelpunkt steht. Das wiederum ist Teil des im Juli 2021 bekanntgegebenen Maßnahmenplans zum Klimawandel. Allen voran EZB-Präsidentin Christine Lagarde dringt seit ihrem Amtsantritt im November 2019 auf eine aktivere Rolle der EZB im Kampf gegen den Klimawandel. Das ist aber umstritten – teils auch im EZB-Rat.

Bei den Anleihekäufen strebt das Eurosystem aus EZB und den 19 nationalen Zentralbanken nun eine allmähliche Dekarbonisierung der Bestände an Unternehmensanleihen im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens an, wie die Notenbank stets betont. Zu diesem Zweck will das Eurosystem die Bestände durch eine Wiederanlage der in den nächsten Jahren erwarteten umfangreichen Tilgungen auf Emittenten mit einer besseren Klimaleistung verschieben.

Der jetzt veröffentlichte Klima-Score setzt sich aus drei Teilkomponenten zusammen: Die rückwärtsgerichtete Emissions-Teilnote basiert auf den Emissionen der Emittenten in der Vergangenheit. Dabei wird untersucht, wie die Unternehmen im Vergleich zu ihren Konkurrenten in einem bestimmten Sektor sowie im Vergleich zu allen in Frage kommenden Anleiheemittenten abschneiden. Die vorwärtsgerichtete Teilnote basiert auf den Zielen, die sich die Emittenten für die Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen gesetzt haben. Zudem bewertet die Teilnote für die Offenlegung der Klimarisiken die Berichterstattung der Emittenten über ihre Treibhausgasemissionen.

Greenpeace kritisierte am Montag, dass die EZB nicht rigoroser vorgeht und Klimasünder ausschließt und deren Papiere verkauft: „Stattdessen hat sich die EZB offensichtlich nur für kosmetische Änderungen entschieden. So reiht sie sich in die illustre Runde der grünen Etikettenschwindler ein, die glaubwürdigen Klimaschutz scheuen.”

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