Geldpolitik

EZB prophezeit Deutschland mehr als 3 Prozent Inflation

Marktteilnehmer sorgen sich zunehmend, dass die Teuerung stärker als bislang erwartet ansteigen und dass das die Notenbanken zu einer früheren Kehrtwende zwingen könnte. Die EZB hält nun erneut dagegen.

EZB prophezeit Deutschland mehr als 3 Prozent Inflation

ms Frankfurt

Die Inflation in Deutschland könnte nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr auf mehr als 3% steigen. „In Deutschland rechnen wir damit, dass es durchaus zu einer Inflation kommen kann, die größer ist als 3%“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel jetzt in einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv. Zugleich betonte sie aber die Erwartung, dass diese Entwicklung nur vorübergehend sein werde – weswegen sie keine Konsequenzen für die EZB-Geldpolitik habe.

Mit ihren Aussagen dürfte Schnabel die Diskussion insbesondere an den Finanzmärkten über den Inflationsausblick schüren. Marktteilnehmer sorgen sich zunehmend, dass die Teuerung stärker als bislang erwartet ansteigen könnte und dies die Notenbanken früher als bislang gedacht zu einer weniger expansiven Geldpolitik zwingen könnte. Insbesondere die US-Notenbank Fed und die EZB argumentieren dagegen.

„Unsere geldpolitische Strategie ist mittelfristig ausgerichtet, und das bedeutet, dass wir durch all diese kurzfristigen Schwankungen hindurchschauen“, sagte Schnabel nun. Die deutsche Inflation war im April auf 2,1% (HVPI) gestiegen, nachdem sie Ende 2020 sogar noch unter 0% gelegen hatte. Dafür sind einige Einmaleffekte verantwortlich. Aber die Sorgen vor einem dauerhafteren Inflationstrend nehmen zu.

An den Märkten steigen wie für die USA auch für die Eurozone die Inflationserwartungen kräftig an. Das Barometer für die langfristigen Inflationserwartungen im Euroraum, der sogenannte Five-Year Five-Year Forward, kletterte am Dienstag auf knapp 1,61%. Das ist das erste Mal seit Dezember 2018, dass die Marke von 1,60% übertroffen wurde.