EZB rechnet mit weniger Tempo in China
ks Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet auf mittlere Sicht mit einer weiteren Verringerung des gesamtwirtschaftlichen Wachstumstempos in China. Allerdings erscheine ein “drastischer Wachstumsrückgang” unwahrscheinlich, heißt es im EZB-Monatsbericht September. Die von einigen traditionellen Triebkräften des starken Wirtschaftswachstums sowie von Sonderfaktoren (demografische Entwicklung, Beitritt zur Welthandelsorganisation, Übernahme ausländischer Technologien) ausgehende Dynamik hat sich laut EZB inzwischen verringert. Dass diese Faktoren vollständig durch neue Wachstumstreiber, etwa die rasche Urbanisierung oder eine Zunahme des Privatkonsums, ersetzt werden, halten die EZB-Fachleute “angesichts der Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Neuausrichtung” für “unwahrscheinlich”.Diese Neuausrichtung sei auch in Angriff genommen, etwa durch weniger behördliche Genehmigungen im Zusammenhang mit Unternehmensinvestitionen und das Ersetzen der Gewerbesteuer im Dienstleistungssektor durch eine einheitliche Mehrwertsteuer. Außerdem seien weitere Reformen zum Beispiel im Finanzsektor und am Arbeitsmarkt zugesagt worden. Auch sei eine Liberalisierung der Kraftstoff- und Strompreise sowie eine Reform der Grundsteuer in Aussicht gestellt worden. Ferner sei das Wachstumsziel für 2013 auf 7,5 % von 8,0 im Vorjahr gesenkt worden. Die staatlichen Ankündigungen im gesamten bisherigen Jahresverlauf deuten nach Einschätzung der EZB darauf hin, dass “diese neue Zielgröße glaubwürdiger ist als frühere Vorgaben, die in der Regel deutlich verfehlt wurden”.Trotz der Wachstumsverlangsamung, die sich im bisherigen Jahresverlauf bereits gezeigt habe, hätten sich “weitere binnenwirtschaftliche Abwärtsrisiken aufgebaut”, hebt die EZB hervor. So habe sich die Kreditvergabe “rapide ausgeweitet”. Auch gebe es Befürchtungen, dass das Kreditwachstum zum Teil auf ineffizienten Investitionen beruhe, was wiederum Bedenken hinsichtlich der Risiken im Finanzsektor aufkommen lasse. Auch gebe es die Gefahr einer Korrektur der stark gestiegenen Preise für Wohnimmobilien.