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EZB und BaFin mit Reputationsproblemen bei Wirtschaftsjournalisten

EZB und BaFin haben einer Umfrage zufolge, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt, in den vergangenen Jahren bei Wirtschaftsjournalisten viel an Reputation verloren.

EZB und BaFin mit Reputationsproblemen bei Wirtschaftsjournalisten

mpi Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Finanzaufsicht BaFin haben in den vergangenen Jahren an Reputation bei Wirtschaftsjournalisten verloren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Doeblin Wirtschaftsforschung bei 102 Wirtschaftsjournalisten im Dezember 2023, die der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt.

Bescheinigten 2011 noch 51% der damals befragten Journalisten der EZB eine „besondere Reputation“, sind es jetzt nur noch 21%. „Der Ansehensverlust der EZB verwundert nicht angesichts der infolge der Euro-Krise 2012 von der EZB getätigten massiven Ankäufe von Staats- und Unternehmensanleihen sowie ihrer Zinspolitik, die bis in die jüngere Vergangenheit hinein einem inflationsfördernden Kurs folgte“, sagte Studienleiter Jürgen Doeblin.

Wie frühere Umfragen zeigen, setzte der massive Reputationsverlust bereits vor der Phase der hohen Inflation in der Eurozone ab dem Jahr 2021 ein. Die Reputation verschlechterte sich dann aber nochmals, ehe die gemessenen Werte nun angesichts der nachlassenden Inflation wieder etwas steigen.


Einen Leitartikel zum Glaubwürdigkeitsproblem der EZB können Sie hier nachlesen.


Die BaFin genießt bei 28% der befragten Journalisten eine besondere Reputation. Das sind 13 Prozentpunkte weniger als noch 2011. Im Vergleich zum Dezember 2022 hat sich der Wert jedoch verdoppelt.

Der Einbruch des Reputationswerts dürfte mit der Insolvenz von Wirecard im Jahr 2020 zusammenhängen. Der Finanzaufsicht wird unter anderem vorgeworfen, den Zahlungsdienstleister nicht ausreichend kontrolliert zu haben, so dass dessen Bilanzbetrug nicht früher aufflog. Erst vor wenigen Tagen hatte der Bundesgerichtshof geurteilt, dass die BaFin gegenüber früheren Wirecard-Aktionären nicht schadenersatzpflichtig ist. „Die Reputation der BaFin leidet noch unter der Wirecard-Pleite“, meint Doeblin. „Ein aktiver Einsatz der neuen Eingriffs- und Informierungsrechte der BaFin könnten ihre Reputation wieder stärken“

Den mit Abstand höchsten Reputationswert erhält in der Umfrage das Bundeskartellamt. 57% der befragten Wirtschaftsjournalisten nehmen hier eine besondere Reputation wahr. Es folgen die Deutsche Bundesbank (33%) und die Bundesnetzagentur (32%) auf den Plätzen 2 und 3.

EZB und BaFin
mit Reputationsproblemen

Ansehen bei Wirtschaftsjournalisten laut Umfrage niedrig

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