Jackson Hole

Fed denkt an baldiges Tapering

Erstmals hat US-Notenbankchef Jerome Powell ein Tapering der Anleihekäufe von monatlich 120 Mrd. Dollar signalisiert. Wegen der hohen Inflation könnte die Fed noch in diesem Jahr beginnen, die Käufe zu reduzieren.

Fed denkt an baldiges Tapering

det Washington

Die US-Notenbank könnte noch dieses Jahr beginnen, ihre monatlichen Anleihekäufe zu reduzieren. Bei seiner mit Spannung erwarteten Rede anlässlich der währungspolitischen Konferenz der Federal Reserve Bank von Kansas City, die dieses Jahr virtuell abgehalten wurde, betonte der Vorsitzende der Notenbank, Jerome Powell, dass in den USA die deutlich gestiegene Inflation mittlerweile eine Straffung der Geldpolitik rechtfertigen würde. Mit Blick auf das Ziel der Vollbeschäftigung, das die Notenbank seit einigen Monaten ebenfalls im Blick hat, müsse aber noch „ein weiter Weg zurückgelegt werden“, betonte der oberste Währungshüter. Folglich dürfe das Abschmelzen der Anleihekäufe („Tapering“) „nicht als direktes Signal“ für den Zeitpunkt angesehen werden, zu dem auch Zinserhöhungen beschlossen werden.

Zum ersten Mal seit Beginn der Debatte über Tapering, die zunehmend an Brisanz gewonnen hat, war Powell bereit, einen groben, zeitlichen Rahmen für den Abbau der geldpolitischen Stimulusmaßnahmen abzustecken. Bisher hatte er betont, dass sowohl bei der Erreichung des Inflationsziels von 2% als auch der Vollbeschäftigung „substanzielle Fortschritte“ erzielt werden müssen, ehe die Fed daran denke, die Zügel zu straffen. „Was die Inflation angeht, ist dieses Kriterium nun erfüllt worden“, sagte Powell und verwies auf den kurz zuvor veröffentlichten PCE-Preisindex (vgl. nebenstehender Text).

Hohe Inflation nur temporär

Besondere Aufmerksamkeit widmete der Fed-Vorsitzende seiner bereits früher geäußerten Überzeugung, dass die deutlich gestiegenen Preise, die das Inflationsziel deutlich überschritten, nur vorübergehender Natur sein würden. Nach der tiefsten, aber kürzesten Rezession in der Geschichte hätten Angebotsengpässe zu außerordentlichen Steigerungen bei einer begrenzten Gruppe von Waren und Dienstleistungen ge­führt. So hätten langlebige Güter 1 Prozentpunkt und Energieprodukte weitere 0,8 Prozentpunkte zu der Teuerungsrate beigetragen, sagte Powell. Verzerren würde die Inflationszahlen zudem die Tatsache, dass während der Rezession die Preise deutlich nachgaben und die Steigerungen in Relation zu diesen Tiefstständen gesehen werden müssten. Die temporären Fluktuationen sollten nicht davon ablenken, dass die langfristigen Inflationserwartungen „fest um die Zielgröße von 2% verankert bleiben“.

Anders stellt sich aus der Sicht von Jerome Powell die Lage am Arbeitsmarkt dar. Zwar hätten sich während der letzten drei Monate „die Aussichten deutlich aufgehellt“. Gleichwohl sei die Erwerbslosenquote von 5,4% nach wie vor „viel zu hoch“. Dasselbe gelte für die Langzeitarbeitslosigkeit. Auch hinke die Partizipationsrate hinter denen in vergangenen Erholungen hinterher.

Auch in den Reihen der Notenbank mehren sich die Stimmen, die für einen baldigen Beginn des Tapering plädieren. Powells Stellvertreter Richard Clarida verkündete ebenfalls, dass er dieses Jahr mit der Bekanntgabe eines Zeitpunkts rechne, zu dem man beginnen werde, die Anleihekäufe zu reduzieren.

Konkreter wurde Robert Kaplan, Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas. Unmittelbar vor dem Beginn der währungspolitischen Konferenz meinte er, dass der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) anlässlich seiner Sitzung im September „einen Zeitplan veröffentlichen sollte und dann im Oktober oder bald danach mit der Umsetzung beginnen sollte“. Sorgen bereite ihm die Tatsache, dass die ultralockere Geldpolitik Anleger zu „exzessiven Risiken“ verleitet und dies zu weiteren Verzerrungen an den Finanzmärkten führen könnte.

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