Krankenkassen

Fehltage deutscher Beschäftigter auf Rekordhoch

Die Krankenkassen melden einen rekordhohen Krankenstand für 2022. Schuld sind Atemwegserkrankungen, die um 172 % zugenommen haben. Für die deutsche Wirtschaft könnte das zum Problem werden.

Fehltage deutscher Beschäftigter auf Rekordhoch

ast Frankfurt

– Die Lockerung der Abstands- und Hygieneregeln im Zuge der Coronavirus-Pandemie hat in Deutschland im vergangenen Jahr zu Negativrekorden bei Krankenstand und krankheitsbedingten Fehltagen geführt. Das geht aus den aktuellen Daten hervor, die Techniker Krankenkasse, DAK und das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht haben. Treiber waren vor allem Atemwegserkrankungen.

Wie die Techniker Krankenkasse aus Daten ihrer 5,5 Millionen versicherten Erwerbstätigen berechnet hat, waren diese durchschnittlich rund 19 Tage krankgeschrieben – und damit so lange wie noch nie. 2021 lag der Durchschnittswert bei lediglich 14,53 Fehltagen pro Krankschreibung. „Nach einem deutlichen Rückgang der Krankschreibungen in den ersten beiden Coronajahren aufgrund von Abstands- und Hygieneregeln beobachten wir für letztes Jahr einen Rekordwert“, erklärt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Bereits vor Corona gab es regelmäßig starke Grippewellen im Winter und im Frühjahr. Aber so einen außergewöhnlich hohen Krankenstand hatten wir noch nie.“

Auch die DAK meldet Negativrekorde: 64% der beschäftigten Versicherten fehlten im vergangenen Jahr mindestens einmal mit einer Krankschreibung bei der Arbeit. Pro Kopf kamen DAK-Versicherte sogar auf fast 20 Fehltage – und damit 5,5 Tage mehr als noch im Jahr zuvor. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen in Deutschland ergibt sich ein Plus von rund 250000 Fehltagen. Die meisten Fehltage verursachten der DAK zufolge Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis. Diese nahmen um 172% gegenüber 2021 zu und erreichten mit 398 Fehltagen je 100 Versicherte einen Rekord. Bei den psychischen Erkrankungen gab es mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte ebenfalls einen neuen Höchststand.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berechnet hat, lag der Krankenstand unter den gesetzlich Versicherten im Jahr 2022 mit 8,4% um gut zwei Prozentpunkte über dem des Vorjahres. Insbesondere in den Wintermonaten nahm der Anteil der Arbeitsunfähigen rasch zu. So meldete das Robert-Koch-Institut zum Jahresende für rund 11%  der Einwohner Deutschlands eine akute Atemwegserkrankung – das sind etwa 9,5 Millionen Menschen, die Symptome wie Fieber, Husten oder Halsschmerzen aufwiesen.

Die heftige Grippewelle hat auch Folgen für die Wirtschaft: Neben der Corona-Pandemie sorgte sie zusammen mit anderen Atemwegserkrankungen für volle Krankenhäuser und viele Arbeitsausfälle. Der dadurch verursachte Krankenstand könnte die deutsche Volkswirtschaft im schlimmsten Fall – wenn die Welle weiter ansteigt und noch lange andauert – über 40 Mrd. Euro kosten, ergaben Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Damit läge der vor allem durch Arbeitsausfälle verursachte Schaden rund doppelt so hoch wie in der vorherigen schweren Grippewelle 2017/2018, als er gut 20 Mrd. Euro betrug, rechnen die Kieler Forscher vor.