Frankreichs Regierung will einkommensschwachen Haushalten angesichts der in vielen Bereichen stark gestiegenen Preise mit einer Inflationsentschädigung in Höhe von 100 Euro unter die Arme greifen. Das kündigte Premierminister Jean Castex an. Beobachter hatten eigentlich mit einer speziellen Benzin-Prämie gerechnet, da sich die Diskussion in den letzten Wochen vor allem um den Preisanstieg von Treibstoffen gedreht hatte. Zudem stehen im Frühjahr Präsidentschaftswahlen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone an.

Vor drei Jahren hatten hohe Kraftstoffpreise und Pläne der Regierung, die CO₂-Abgabe auf Treibstoff weiter zu erhöhen, den Zorn der Gelbwesten entzündet. Mehrere Monate lang legten sie an Wochenenden französische Innenstädte lahm. Angesichts der steigenden Benzinpreise haben die „Gilets Jaunes“ jetzt erneut zu Protesten aufgerufen. Bisher sind sie jedoch relativ klein ausgefallen. Auch wenn die Proteste gegen den Gesundheitspass, an denen sich neben Extremisten und Impfgegnern auch viele Gelbwesten beteiligen, wieder nachgelassen haben, fürchtet die Regierung von Präsident Emmanuel Macron, dass die steigenden Preise den Unmut der Bevölkerung kurz vor den Wahlen erneut anfachen könnten.

Die nun geplante Inflationsentschädigung soll allen Personen zugutekommen, die weniger als 2000 Euro im Monat verdienen. Neben Angestellten sollen auch Arbeitslose, Rentner, Selbständige, Studenten und Sozialhilfeempfänger Anrecht darauf haben. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums entsprechen 38,2 Millionen Franzosen den erforderlichen Kriterien. Die Entschädigung soll je nach beruflicher Situation vom Arbeitgeber, von der Sozial- oder der Arbeitslosenversicherung oder den Rentenkassen ausgezahlt werden.