Frankreich will Attraktivität als Finanzplatz stärken
Frankreich will Attraktivität des Finanzplatzes Paris steigern
Mehrfachstimmrechte sollen Start-ups anlocken
wü Paris
Frankreich will den Finanzplatz Paris weiter stärken. Ein neuer Gesetzesvorschlag soll helfen, verstärkt Venture Capital-Fonds, Hedge Fonds, Vermögensverwalter und Akteure der Krypto-Szene an die Seine zu locken. Der Entwurf, mit dem sich nach dem Finanzausschuss der Nationalversammlung von der kommenden Woche an die beiden Parlamentskammern beschäftigen sollen, wurde von Alexandre Holroyd eingebracht. Er gehört der Regierungspartei Renaissance an und vertritt als Abgeordneter die im Ausland lebenden Franzosen.
Entwurf sieht Mehrfachstimmrechte vor
Der gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium ausgearbeitete Gesetzentwurf soll dazu beitragen, Börsengänge zu vereinfachen, in dem er die Verbreitung von Aktien mit Mehrfachstimmrechten fördert. Laut französischem Handelsrecht gilt bisher das Prinzip „eine Aktie, ein Stimmrecht“. Dagegen sind Mehrfachstimmrechte unter bestimmten Bedingungen an der Wall Street, aber auch in London und Amsterdam möglich.
Auf diese Weise will Frankreich verhindern, dass Einhörner sich bei einem Börsengang gegen Paris entscheiden. Andernorts erlauben Mehrfachstimmrechte es ihnen, einen gewissen Einfluss über ihr Unternehmen zu wahren. Indem der Gesetzentwurf diese Möglichkeit nicht beschränkt, wie dies etwa in Großbritannien der Fall ist, soll die Neuerung Paris zum wichtigsten europäischen Börsenplatz für Start-ups machen.
Entmaterialisierung von Wechseln und anderer Finanzinstrumente
Außerdem soll das Gesetz es Venture Capital-Fonds erlauben, in börsennotierte Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 500 Mill. Euro zu investieren. Bisher betrug die Obergrenze 150 Mill. Euro. Der Gesetzentwurf will zudem einige im internationalen Handel übliche Instrumente wie Wechsel in Papierform entmaterialisieren und die Abhaltung virtueller Verwaltungsratssitzungen und Hauptversammlungen fördern. Um den Gesetzentwurf vorzubereiten, hatte sich Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire Ende letzten Jahres mit US-Banken und Investmentfonds getroffen. Investoren aus den Golf-Staaten sollen bald folgen.