Strom und Gas

Frankreichs Energie­sparplan

Frankreichs Regierung setzt auf ein Bündel an Maßnahmen, um den Energieverbrauch zu senken und so Stromausfälle zu vermeiden.

Frankreichs Energie­sparplan

wü Paris

Frankreichs Regierung schwört die Bevölkerung angesichts der Energiekrise auf einen entbehrungsreichen Winter ein. „Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten handeln“, forderte Premierministerin Élisabeth Borne, als sie am Donnerstag den Plan zum Energiesparen vorstellte. Die von Borne präsentierten Maßnahmen richten sich sowohl an Bürger als auch an Unternehmen und Verwaltungseinrichtungen. Sie sollen helfen, in diesem Winter 10% Energie einzusparen, um zu vermeiden, dass es zu Stromausfällen kommt. Denn Frankreich bekommt neben den Folgen des Ukraine-Krieges auch zu spüren, dass viele der 56 Atomkraftreaktoren wegen Wartungsarbeiten und Kontrollen auf Korrosionsanomalien stillstehen und auch die Produktion der Wasserkraftwerke wegen der Dürre im Sommer niedriger ausfällt.

Der von Borne vorgestellte Plan appelliert vor allem an das Verantwortungsbewusstsein von Bürgern, Unternehmen und Verwaltungen. Er soll jedoch nur ein erster Schritt für das Erreichen des von Präsident Emmanuel Macron am 14. Juli verkündeten Ziels sein, den Energieverbrauch Frankreichs bis 2050 um 40% zu senken. In einem Dokument zitiert Borne die für die Stromübertragung zuständige Gesellschaft RTE, wonach die Reduzierung des Stromverbrauchs um 40% notwendig sei, um den Klimawandel zu bekämpfen.

Um Bürger dazu zu bringen, weniger Energie zu verbrauchen, setzt die französische Regierung nun auf Anreize. So haben mehrere Versorger wie Engie, Électricité de France (EDF) und Total Energies bereits Preisnachlässe für Haushalte angekündigt, die ihren Gas- und Stromverbrauch gerade zu Zeiten mit hohem Verbrauch senken.

Mehrere große Medien, etwa Radio- und Fernsehsender, hätten sich verpflichtet, mit ihren Wetterprogrammen ein „Energiewetter“ zu verknüpfen, in dem der Spannungszustand des Netzes mithilfe eines grünen, gelben und roten Farbcodes dargestellt wird, berichtet die Zeitung “Le Parisien“.

Ein Bonus soll bis Januar 2023 auch für Bürger eingeführt werden, die Mitfahrgelegenheiten mit dem Auto nutzen, statt allein im Pkw zu fahren. Beamte wiederum sollen bei Fahrten mit dem Dienstwagen dazu angehalten werden, auf Autobahnen statt der Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h nur 110 km/h zu fahren. In Gebäuden der öffentlichen Verwaltung, aber auch in Privathaushalten soll zudem die Heizung gedrosselt werden, damit die Temperatur nur noch 19 Grad beträgt. In der Verwaltung soll sie auf 18 Grad gesenkt werden, wenn das Netz besonders überlastet ist.

Die Regierung will Beamte auch dazu anregen, wieder verstärkt im Homeoffice zu arbeiten. Deshalb soll die Entschädigung für sie für einen Tag im Homeoffice von 2,50 auf 2,85 Euro steigen.

Gebietskörperschaften sind zu­dem angehalten, die Beleuchtung im öffentlichen Raum einzuschränken, die Zahl der beheizten Flächen zu reduzieren und öffentliche Sport­stätten weniger zu beheizen. Ein „grüner Fonds“ im Umfang von 1,5 Mrd. Euro soll ihnen helfen, die öffentlichen Beleuchtungen auf LED umzustellen.

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