Frankreichs Premier mahnt Wähler
wü/dpa Paris
Nach der extrem niedrigen Wahlbeteiligung bei der ersten Runde der französischen Regionalwahlen am Sonntag will Frankreichs Premierminister Jean Castex gegensteuern. Er appellierte deshalb an die Bevölkerung, bei der zweiten Runde nächsten Sonntag ihre Stimme abzugeben. „Wenn die Enthaltung gewinnt, verliert die Demokratie“, mahnte er auf Twitter. „Gehen Sie am nächsten Sonntag wählen!“
Mit geschätzt 31 bis 34% dürfte die Wahlbeteiligung bei den zeitgleich abgehaltenen Regional- und Départementwahlen am Sonntag wohl ein historisches Tief erreicht haben. Die bisher niedrigste Wahlbeteiligung in einer ersten Runde der Regionalwahlen hatte es mit 46,3% im Jahr 2010 gegeben.
Für die zweite Runde qualifizieren sich Parteien, die auf mindestens 10% der Stimmen in der entsprechenden Region kommen. Dabei können sie sich nun zu neuen Bündnissen zusammenschließen, um mehr Stimmen auf sich zu vereinen – und einen Sieg der Rechtsextremen zu verhindern. So zog sich in der Region PACA Provence-Alpes-Côte d’Azur am Montag der Kandidat der Grünen, Jean-Laurent Félizia, zurück und sprach eine Wahlempfehlung für den Kandidaten der konservativen Republikaner Renaud Muselier aus, der in der ersten Runde mit 33% der Stimmen knapp hinter Thierry Mariani von dem früher als Front National bekannten Rassemblement National (RN) lag. Landesweit kam der RN in der ersten Runde der Regionalwahlen am Sonntag Hochrechnungen des Instituts Ipsos/Sopra Steria zufolge auf etwa 19% und wurde hinter dem bürgerlich-konservativen Lager zweitstärkste Kraft.
In der nördlichen Region Hauts-de-France profilierte sich Ex-Minister Xavier Bertrand, der sich damit bereits für die Präsidentenwahl in zehn Monaten in Stellung brachte. Die – auf nationaler Ebene zerstrittenen – konservativen Republikaner und ihre Verbündeten kamen auf 28% der Stimmen. Sie halten gemeinsam mit den Sozialisten, die mit etwa 16% auf Platz 3 liegen, zurzeit die meisten Regionen. Das grüne Lager erreichte rund 13% der Stimmen, die Regierungspartei La République en Marche (LREM) von Präsident Macron 11%.