Gelbwesten-Proteste kommen teuer zu stehen
wü Paris – Zertrümmerte Schaufensterscheiben, geplünderte Boutiquen und in Brand gesteckte Bankfilialen: Die Fotos von den Schäden, die durch die Ausschreitungen am Rande der Gilets-Jaunes-Proteste in Frankreich entstanden sind, sind um die ganze Welt gegangen. Seit dem 17. November protestieren die Gelbwesten jeden Samstag in den Zentren französischer Großstädte. Seit Mai ist die Teilnehmerzahl zwar deutlich gesunken, doch die wirtschaftlichen Folgen der Protestbewegung dürften stärker sein als bisher angenommen, warnt nun ein Untersuchungsbericht des Senats. Sie dürften sich im zweiten Halbjahr voll bemerkbar machen. Senat untersuchtDie Ergebnisse der Anhörungen, die eine Arbeitsgruppe der zweiten Parlamentskammer durchgeführt habe, deuteten darauf hin, dass sich die durch die Proteste ausgelösten Schwierigkeiten der Einzelhändler im Laufe des Jahres noch verstärken dürften, warnt Senatorin Evelyne Renaud-Garabédian von den konservativen Republikanern. Denn Verbraucher hätten ihr Konsumverhalten wegen der monatelangen Proteste dauerhaft geändert. Sie würden die Innenstädte noch immer meiden und stattdessen verstärkt in Einkaufszentren in Vororten sowie im Internet einkaufen. Die Auswirkungen auf Investitionsentscheidungen und damit die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes würden zudem erst später sichtbar.Für die durch die Ausschreitungen verursachten Sachschäden hätten die Versicherungen bis Ende Mai bereits 217 Mill. Euro an Entschädigungen gezahlt, heißt es in dem Bericht. Gleichzeitig hätten in Innenstädten angesiedelte Einzelhändler und Handwerker im Schnitt Umsatzeinbußen in Höhe von 30 % erlitten. Dies wiederum führe dazu, dass die Liquidität der Betroffenen austrockne und sie Schwierigkeiten hätten, Sozialabgaben, Steuern und Zulieferer zu zahlen. Senatorin Renaud-Garabédian erwartet deshalb, dass die Anzahl zahlungsunfähiger Firmen im zweiten Halbjahr steigen dürfte. Dadurch steige das Risiko, dass mehr Einzelhändler und Handwerker Gläubigerschutz oder Konkursverfahren beantragen müssten. All das gefährde Arbeitsplätze. Das im März bei den Protesten stark beschädigte Restaurant Fouqet’s auf den Champs-Élysée etwa ist noch immer wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.Der Untersuchungsbericht des Senats beschäftigt sich nicht mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Maßnahmen im Umfang von 17 Mrd. Euro, die die Regierung von Präsident Emmanuel Macron als Reaktion auf die Gelbwesten-Proteste verkündet hat. Diese sind vor allem dazu gedacht, die Protestierenden zu beruhigen. Der Bericht kritisiert denn auch, dass der Staat nicht angemessen auf die verursachten wirtschaftlichen Schäden reagiert habe.