Georgieva warnt vor Konjunkturrisiken
det Washington – Angesichts bedeutender Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft fordert der Internationale Währungsfonds (IWF) verstärkte internationale Kooperation zur Entschärfung andauernder Handelskonflikte. In ihrer ersten Pressekonferenz als geschäftsführende Direktorin betonte Kristalina Georgieva außerdem, dass angesichts des schwächeren Wachstums Notenbanken prinzipiell an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten sollten. Gleichwohl dürften die Währungshüter nicht die daraus resultierenden Gefahren für die Finanzstabilität aus dem Auge verlieren.Georgieva verwies auf den neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) des Währungsfonds, wonach sich die globalen Aussichten während der vergangenen zwei Jahre deutlich verschlechtert haben. Auf jenen Aufschwung, der noch 2017 zu beobachten war, sei nun eine “synchrone Verlangsamung” gefolgt, die sowohl Industrienationen als auch Schwellen- und Entwicklungsländer trifft. Am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen habe sich das Wachstum in 90 % der Welt verlangsamt, sagte Georgieva. Dass sich das Konjunkturklima kommendes Jahr wieder aufhellen wird und mit einem Plus von 3,4 % zu rechnen ist, begründete der stellvertretende IWF-Direktor David Lipton damit, dass sich einige Schwellenländer, unter anderem die Türkei, der Iran und Argentinien, wieder leicht erholen würden.Um die Gefahren zu konterkarieren, stellte Georgieva eine aus fünf Punkten bestehende Agenda vor, in deren Mittelpunkt eine Modernisierung des globalen Handelssystems steht. Unverzichtbar sei es in diesem Zusammenhang, “nicht in den Rückspiegel zu schauen” und sich an vergangenen Abkommen zu orientieren. Vielmehr müsse man kritisch und “offen analysieren, mit welchen Mängeln die bestehende Welthandelsordnung behaftet ist”.Demnach seien vergangene Handelsabkommen schon deswegen teilweise überholt, weil sie nicht die wachsende Rolle des elektronischen Kommerzes berücksichtigten. Nicht ausreichend erfasst sei ferner der immer größere Beitrag, den parallel zum Warenhandel auch Dienstleistungen leisten. Die jüngste Annäherung im US-chinesischen Handelskonflikt begrüßte Georgieva, betonte aber, dass “auf die Waffenruhe im Handel nun ein Handelsfrieden” folgen müsse. Notenbanken sind gefordert Gefordert sind nach Aussage der IWF-Chefin aber auch die Notenbanken, die eine “kluge Geldpolitik” verfolgen müssten. Wo der notwendige Spielraum vorhanden ist, sollte die akkommodierende Zinspolitik fortgesetzt werden. Wichtig sei zudem, dass diese “klar kommuniziert wird”. Nicht vergessen dürften die Notenbanken aber, dass die dauerhaft lockere Geldpolitik Risiken berge, unter anderem in Form spekulativer Exzesse.Georgieva betonte die Notwendigkeit einer expansiven Fiskalpolitik in jenen Ländern, die über den entsprechenden haushaltspolitischen Spielraum verfügten. Angesichts der hohen Verschuldung in vielen Ländern müssten Ausgabenprogramme selektiv eingesetzt werden. Konzentrieren müssten sich diese vor allem auf Infrastrukturinvestitionen, welche die Produktivität steigern.Zwar nannte die IWF-Direktorin keine einzelnen Länder. Im WEO wurden indes konkret von Deutschland entsprechende Investitionen gefordert. Neben einer Modernisierung des Handelssystems, lockerer Geld- und expansiver Fiskalpolitik sowie Infrastrukturprogrammen betonte Georgieva die Notwendigkeit von internationaler Kooperation zur Bekämpfung von Geldwäsche und den Folgen des Klimawandels sowie zur Stärkung der Finanzmarktregulierung.