VON DER IWF-JAHRESTAGUNG

Globale Finanzelite sorgt sich wegen Trumps Kurs

Offener Streit zwischen US-Regierung und IWF - Abschied von globaler Führungsrolle - Dollar im Fokus

Globale Finanzelite sorgt sich wegen Trumps Kurs

Von Mark Schrörs, zzt. WashingtonUm das Verhältnis zwischen den USA und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ist es schon länger nicht zum Besten bestellt. Unvergessen ist die jahrelange Blockade des US-Kongresses bei der 2010er IWF-Quotenreform. Nach der Wahl von Donald Trump, erklärtermaßen kein Freund multilateraler Zusammenarbeit, aber ist die Beziehung nun so richtig abgekühlt. Die IWF-Jahrestagung am Wochenende in Washington markiert da zweifelsohne einen neuerlichen Tiefpunkt.Schon zu Beginn der Tagung stritten die US-Administration und IWF-Granden auf offener Bühne ungewöhnlich scharf über die geplante Steuerreform in den USA. Später warb IWF-Chefin Christine Lagarde dann fast täglich für globale Zusammenarbeit, Welthandel und den gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel – genau das Gegenteil all dessen, was Trump favorisiert. Zum Abschluss schließlich drohte US-Finanzminister Steven Mnuchin, der IWF müsse effektiver werden, und forderte “harte Entscheidungen, möglicherweise auch in Bezug auf Gehälter und Boni von Mitarbeitern und Management”. Weitreichende FolgenNun ist ein solcher Konflikt zwischen dem Fonds und dem größten Anteilseigner schon per se ein Problem – schließlich können die USA mit ihrer Veto-Macht den IWF in vielfacher Hinsicht jederzeit lähmen. Der Fonds aber ist als einzige internationale Institution seiner Art, als globale Finanzfeuerwehr, unverzichtbar. Noch schwerer wiegt jedoch eine andere Sorge vieler Partner Washingtons: dass sich nämlich darin vor allem eine grundsätzliche Abkehr der USA von ihrer globalen Führungsrolle in Wirtschafts- und Finanzfragen ausdrückt – mit mutmaßlich weitreichenden Konsequenzen für das internationale Wirtschafts- und Währungsgefüge.Jahrzehntelang hatten die USA diese Führungsrolle inne, gerade auch beim Thema multilaterale Wirtschaftskooperation. Das war nie ganz uneigennützig, half es doch, international eigene Vorstellungen und Vorteile durchzusetzen. Ironischerweise stand nicht zuletzt der IWF selbst stets im Ruf, nur eine Art verlängerter Arm der USA zu sein.Nun aber sieht nicht nur der Ex-Chef der Welthandelsorganisation WTO, Robert Zoellick, eine Abwendung Washingtons von dieser Position, wie er offenbar jetzt in der US-Kapitale kundtat. Protektionismus statt freien Welthandels, Abschottung statt Kooperation, Abwärtswettläufe bei Finanzregulierung und Steuern – das sind die Gefahren, die viele US-Partner befürchten.Entsprechend eindringlich beschworen denn auch fast alle in Washington den Geist der globalen Zusammenarbeit – nicht zuletzt der scheidende Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der in Washington letztmalig auch im Namen der deutschen G 20-Ratspräsidentschaft auftrat. “Wir sollten uns alle Sorgen machen über das schwache Wachstum des Welthandels und die zunehmende Anti-Freihandels-Rhetorik”, sagte Schäuble: “Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Offenheit.” Solche Aussagen relativierten dann auch die von Schäuble an anderer Stelle geäußerte Zuversicht, dass der “Grundgeist der G 20-Zusammenarbeit, nämlich multilaterale Abstimmungen und Lösungen zu erreichen”, weiter lebendig sei.Eine der größten und potenziell weitreichendsten Fragen ist dabei, was Trumps Kurs für den Dollar als führende Weltreservewährung und als den ultimativ “sicheren Hafen” für die globale Finanzwelt bedeutet. Zwar scheint eine Ablösung des Greenback mindestens kurzfristig kaum vorstellbar. Aber es gibt zunehmend ernsthafte Stimmen, die sich besorgt äußern. So argumentierte etwa jüngst der US-Wirtschaftsprofessor Benjamin Cohen, die chaotische Trump-Regierung habe das Vertrauen in den Dollar bereits massiv untergraben – und er stellte die provokante Frage: “Bringt Trump den Dollar um?” Je nachdem, wie die Antwort darauf ausfällt, könnte dies das globale Finanzsystem in seinen Grundfesten erzittern lassen.