Graus beim Weihnachtsschmaus
Graus beim Weihnachtsschmaus
Weihnachten ist reich an Traditionen. Auch in diesem Jahr vermessen Statistiker das Fest.
Von Alexandra Baude, Frankfurt
An Weihnachten darf es gerne mal schnell gehen. Zumindest essenstechnisch. Sei es, weil man zu jenen 6 bis 10% der gleichermaßen bedauerns- wie bewundernswerten Bundesbürgern gehört, die an den Festtagen arbeiten (müssen). Oder einfach, weil man – so wie man es sich vorstellt – mehr Zeit mit der im Schnitt 3,44 Köpfe zählenden Familie verbringen will. Statt stundenlang am Herd in unzähligen Kochtöpfen ein Menü zu fabrizieren, das gefühlt in einer Millisekunde verschlungen wird. Kochfanatiker sind von dieser These natürlich ausgenommen. Aber egal, ob nun an Heiligabend der Klassiker Würstl mit Kartoffelsalat auf den Tisch kommt, eine Gans mit Blaukraut oder Karpfen: Teurer als im vergangenen Jahr ist es auf jeden Fall.
Denn die Inflation macht sich vor allem bei Lebensmitteln bemerkbar. 30% teurer als vor drei Jahren sind sie in diesem Jahr zur Weihnachtszeit, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnet. Allein im November beträgt die Preissteigerung bei Lebensmitteln rund 5,5%. Da erscheinen Würstchen mit Kartoffelsalat umso attraktiver. Denn der Preis von 6,97 Euro im Schnitt, wenn die Zutaten beim Lebensmitteleinzelhändler Rewe eingekauft wurden, liegt "nur" um 4,7% über dem Vorjahresniveau.
Der Blick auf die Kartoffelsalat-Indizes des IW der vergangenen Jahre zeigt eine grundlegende Konstante. So ist der Weihnachtsschmaus in Ostdeutschland wegen der niedrigeren Löhne und den geringeren Kosten günstiger als in Westdeutschland. Den höchsten Preis haben die Bewohner im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz zu zahlen, nämlich 7,80 Euro für vier Personen. Besonders günstig ist es in Thüringen: Sowohl in Gera als auch in Weimar kosten die gleichen Zutaten lediglich 6,62 Euro.
Stark müssen auch die Süddeutschen sein: Denn die dort traditionelle Variante mit Essig und Öl statt der kleisterigen Mayo-Matscherei ist um deftige 10% teurer geworden. Das IW verweist darauf, dass laut Statistischem Bundesamt (Destatis) allein der Essig 12% mehr kostet. Da tröstet es kaum, dass die Kölner Wirtschaftsforscher berechnet haben, dass absolut gesehen der Salat mit Essig und Öl mit durchschnittlich 6,19 Euro Preissieger bleibt.
Wer bei den Essigpreisen bereits das Zittern bekommen hat, kennt die Destatis-Zahlen für Süßkram noch nicht. Knapp 13 kg Schokoladenerzeugnisse oder zweieinhalb Tafeln wöchentlich pro Kopf wurden 2022 produziert. Während die Erzeugerpreise für Schokolade und andere kakaohaltige Lebensmittelzubereitungen im Oktober um 12,6% im Jahresvergleich zulegten, kletterten die Einfuhrpreise für Kakaobohnen und Kakaobohnenbruch um 53,9%, jene für Kakaomasse und Kakaobutter um 27,6%. Dass auch die Erzeugerpreise für Zucker mit 26,2% kräftig zugelegt haben, dürfte ein weiteres Argument sein, Figur und Gesundheit zuliebe über die Feiertage nicht ganz so viel zu naschen. Zumal Champagner, Sekt & Co. mit um die 75 Kalorien je 0,1 Liter zu Buche schlagen, die sich die über 16-Jährigen im Schnitt 38-mal im Jahr genehmigen. 2012 waren es noch 49 Gläser. Es wird allerdings auch weniger Bier getrunken – um 12% im Zehnjahresvergleich.