Geldpolitik

Greenpeace nimmt EZB bei Straffung in die Pflicht

Die Naturschutzorganisation Greenpeace nimmt den geldpolitischen Kurswechsel zum Anlass für einen Appell an die Europäische Zentralbank. Als Blaupause könnte eine Studie der Bundesbank dienen.

Greenpeace nimmt EZB bei Straffung in die Pflicht

rec Frankfurt

Die Naturschutzorganisation Greenpeace nimmt die Europäische Zentralbank (EZB) in die Pflicht, den näher rückenden „geldpolitischen Kurswechsel mit echtem Klimaschutz“ zu verbinden. „Dazu muss die EZB ihr Kaufprogramm für Unternehmensanleihen am Klimaschutz ausrichten und die Unterstützung fossiler Energieunternehmen beenden“, forderte Greenpeace-Finanzexperte Mauricio Vargas. Als Blaupause dient eine Studie der Bundesbank zu Bewertungsrisiken an der Börse durch die Klimapolitik.

Hintergrund der Forderungen im Vorfeld des ersten Zinsentscheids in diesem Jahr ist das nahende Ende der sehr lockeren Geldpolitik. Die EZB hat signalisiert, die Anleihekäufe in diesem Jahr sukzessive herunterzufahren, und hat damit bereits begonnen. Wegen der unerwartet hohen Inflation könnte sie das sogenannte Tapering bald beschleunigen. Auch ein Abbau des Bestands an Staats- und Unternehmensanleihen, der auf mehr als 4 Bill. Euro angewachsen ist, rückt damit näher.

Frühere Analysen von Greenpeace zeigen, dass in den Bilanzen des Eurosystems überproportional viele Anleihen von Unternehmen aus Sektoren mit vergleichsweise hohem Ausstoß des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids (CO2) liegen. Darauf zielt nun auch der neuerliche Appell, die Geldpolitik in Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu bringen. Die bisherige klimaschädliche Unwucht müsse sich bei der eingeleiteten Straffung umkehren, forderte Vargas: „Die Finanzhilfen der EZB haben sich in der Pandemie als wichtiger Baustein zur Stabilisierung der Wirtschaft erwiesen, allerdings zu Lasten des Klimas. Nun sollte sie die Gelegenheit nutzen, diese Fehlentwicklung zu korrigieren, und ihre Geldpolitik mit den Pariser Klimazielen vereinbaren.“

In Notenbankkreisen und unter Ökonomen ist umstritten, ob und in welchem Ausmaß Zentralbanken wie die EZB Klimaschutzaspekte in ihrer Geldpolitik berücksichtigen sollten. Den Weg bereiten könnte eine Studie der Bundesbank. Darin stellen die Ökonomen fest, dass Anlegern in Branchen mit hohem CO2-Ausstoß in manchen Klimaschutzszenarien erhebliche Kursverluste drohen. Um ihre eigene Bilanz vor Verlusten zu schützen, müsse die EZB Ausfallrisiken bei klimaschädlichen Unternehmen meiden, argumentierte Vargas. Im Rahmen des Unternehmensanleihekaufprogramms CSPP hat das Eurosystem Papiere im Wert von 317 Mrd. Euro erworben. Jens Ulbrich, Leiter des Zentralbereichs Volkswirtschaft bei der Bundesbank, kommentierte im Kurznachrichtendienst Twitter, die Erkenntnisse der Bundesbank-Studie ließen sich auf das CSPP übertragen. Er halte das „für einen sinnvollen Weg, um sich den finanziellen Risiken für das Eurosystem zu nähern“, so Ulbrich.