NACH DER WAHL IN GRIECHENLAND

Griechische Banken vorerst abgesichert

Geldversorgung steht über Notenbankzugang - Abnehmende Zahlungsmoral lässt Staatseinnahmen sinken und faule Kredite steigen

Griechische Banken vorerst abgesichert

bg Frankfurt – Griechische Bankenwerte haben am Montag nur kurzzeitig mit Verlusten auf den Wahlsieg der Linkspartei Syriza reagiert. Zum Handelsauftakt notierten die Werte mit dem Leitindex ASE, der 5,5 % nachgab, deutlich schwächer, konnten diese Verluste im volatilen Handelsverlauf aber begrenzen. Stützend wirkte sich aus, dass aus dem politischen Raum – unter anderem vom Bundesfinanzministerium – signalisiert wurde, dass die Geldgeber offen sind für eine nochmalige Verlängerung des laufenden Hilfsprogramms für Athen, sofern die neue Regierung einen Antrag dafür stellt. Stichtag 28. FebruarDer europäische Teil des aktuellen Hilfsprogramms läuft Ende Februar aus. Die Laufzeit des vom IWF getragenen Teils des Programms währt noch bis März 2016 – das die EZB-Maßnahmen einbettende EU-Programm war wegen der vorgezogenen Wahl schon um zwei Monate verlängert worden. Eine Fortsetzung des Troika-Programms ist für die griechischen Banken überlebenswichtig, können diese ihre Liquidität doch nur mittels Hinterlegung von Staatsanleihen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sicherstellen. Liquidität bunkernWie ernst es um die Geldversorgung in Griechenland steht, wird allein dadurch illustriert, dass sich die großen Banken des Landes im Dezember wieder Zugriff auf die – durch die nationale Notenbank zugeteilte – Notfall-Liquidität ELA der EZB gesichert haben. Das ist notwendig geworden, da die Institute sich mit zunehmender Unsicherheit über die Fortsetzung des Hilfsprogramms nicht mehr ausreichend über den Kapitalmarkt finanzieren können – die vier als systemrelevant geltenden InstituteAlpha Bank, Eurobank, Piraeus Bank und Ethniki Bank (NBG) hängen nahezu komplett am Tropf der EZB. Zudem müssen die Großbanken gewappnet sein, sollte es wie 2012 erneut zu einem Bank Run kommen. Bei drei der systemrelevanten Institute ist der Staat über den Hellenic Financial Stability Fund (HFSF) Mehrheitseigentümer, 25 Mrd. Euro wurden in die Stabilisierung des hellenischen Bankensektors investiert.Dabei hatten die Großbanken zur Jahresmitte 2014 noch mehr als 8 Mrd. Euro frisches Eigenkapital bei internationalen Investoren einwerben können. Da sich auch Staatspapiere wieder zu erträglichen Konditionen bei den Investoren platzieren ließen, wähnte der nun aus dem Amt gewählte Regierungschef Antonis Samaras sein Land bereits auf dem Weg in die Unabhängigkeit von der Troika und den verhassten Auflagen für das Staatsbudget. Dieses sollte mit Vereinnahmung der noch im HFSF-Topf verbliebenen Banken-Rettungsgelder von gut 11 Mrd. Euro zusätzlichen Spielraum gewinnen.Ob und in welchem Umfang Gelder umgewidmet werden können, hängt dann vom Zustand der griechischen Banken ab – und da hat sich das Bild seit Dezember verdüstert. Denn seit das Land auf Neuwahlen zusteuerte, sank die Zahlungsmoral. Kreditnehmer setzen Zahlungen aus, da sie auf Erleichterungen unter Syriza hoffen. Das dürfte bei den Banken die Quote an leistungsgestörten Krediten (Non-Performing Loans, NPL) weiter nach oben treiben. Die NPL-Quote griechischer Banken lag zuletzt bei rund 36 %, mehr als 70 Mrd. Euro an Krediten gelten als leistungsgestört – das Erbe von sechs Jahren Rezession. Auch die staatlichen Steuereintreiber gingen zuletzt zunehmend leer aus – Berichten zufolge dürfte der Fiskus im Januar 1,5 Mrd. Euro weniger einnehmen als geplant, womit sich eine Unterdeckung von rund 40 % ergäbe. Angespannte LageEin weiteres Krisenzeichen ist, dass die Griechen seit November Geld von ihren Konten abziehen. Daten der Athener Notenbank zufolge wurden im Dezember rund 3 Mrd. Euro an Depositen abgezogen, was die gesamten Einlagen auf 164 Mrd. Euro stellt. 2010 verfügten die griechischen Banken noch über Einlagen von 233 Mrd. Euro – und jeder Euro, der hier verloren geht, muss für die Refinanzierung derzeit über Notenbankliquidität aufgefüllt werden. Zudem sollen sich ausländische Geldhäuser geweigert haben, Repo-Linien zu erneuern. Die angespannte Liquiditätslage zeigt sich in den jüngsten Daten: Gegen Stellung von Sicherheiten wurden von der EZB im Dezember 56,04 Mrd. Euro bezogen nach 44,85 Mrd. Euro im November.Der Marktwert griechischer Banken befindet sich Daten des HFSF zufolge im Sinkflug. Per 30. September waren die Bankbeteiligungen des Rettungsfonds 17 Mrd. Euro wert – ein Abfall um 5,5 Mrd. Euro gegenüber Jahresschluss 2013. Per Mitte Dezember 2014 sank der Portfoliowert auf 13 Mrd. Euro. Ausländische Banken haben ihr Griechenland-Exposure seit 2012 deutlich zurückgefahren. Französische und deutsche Banken gelten noch als die größten Gläubiger. Im deutschen Bankensektor sind es 23,5 Mrd. Euro, wobei das Gros mit rund 15 Mrd. Euro auf die KfW entfällt, die im Rahmen des ersten Hilfspakets für Griechenland 15 Mrd. Euro bereitstellte.