Den Deutschen fehlt Wissen über Inflationseffekte auf Verschuldung
Den Deutschen fehlt Wissen über Inflationseffekte
mpi Frankfurt
Eine hohe Inflation senkt den realen Wert von Schulden mit einer festen Verzinsung. Dieser Zusammenhang ist vielen Deutschen nicht bewusst. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des Leibniz-Instituts SAFE. Nur jeder vierte befragte Haushalt gab an, dass er die Auswirkungen eines Inflationsanstiegs auf festverzinsliche Kredite für positiv hält. Der negative Zusammenhang auf den realen Wert von Ersparnissen war hingegen 75% bewusst.
In einer experimentellen Studie informierten die SAFE-Forscher Bankkunden über die Auswirkungen von Inflation auf Verschuldung. Die Folge: Die Haushalte bewerteten ihren Wohlstand um 2,5 bis 2,9% höher als die Kontrollgruppe ohne diese bereitgestellten Informationen. Mit dem neuen Wissensstand passten die Studienteilnehmer auch ihr Verhalten an. Sie erhöhten ihren geplanten und tatsächlichen Konsum und waren bei einer hypothetischen Immobilientransaktion zu einem höheren Kredit bereit.
Vermögensumverteilung durch Inflation
„Wissenslücken über die Wirkung von Inflation schlagen sich in vergleichsweise ungünstigeren Finanzentscheidungen vor allem bei ärmeren Haushalten nieder“, erklärt Mitautor Andreas Hackethal. Die SAFE-Forscher ziehen daher den Schluss, dass eine Förderung der Finanzbildung dabei helfen könnte, Vermögensumverteilungen aufgrund unerwartet hoher Inflation zugunsten besser informierter Haushalte zu verhindern.
Auch für die Geldpolitik und damit für die Europäische Zentralbank (EZB) spielt das Wissen in der Bevölkerung über die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen von Inflation eine wichtige Rolle. „Für die Geldpolitik liefert die Studie Impulse zur Weiterentwicklung von Theoriemodellen, die aus inflationsbedingten Nettovermögenseffekten strikt positive Konsumeffekte für Kreditnehmer ableiten“, schreiben die Studienautoren in einem ausführlichen Gastbeitrag für die Börsen-Zeitung.