Heftige Dürre belastet China
nh Schanghai
Nach den zahlreichen Verwerfungen durch den Lockdown in Schanghai und anderen Corona-Restriktionen drohen nun Stromrationierungsmaßnahmen in zentralchinesischen Provinzen zu einer Belastung für die chinesische Industrie zu werden. Zu Beginn dieser Woche hat sich vor allem die Situation in der von einer gewaltigen Hitzewelle und Dürreperiode erfassten Provinz Sichuan noch weiter verschlechtert und führt zu weitreichenden Produktionsunterbrechungen.
In Sichuan, das bei der Stromversorgung in extrem hohem Maße auf Hydroelektrik aus den vom Jangtse-Fluss und seinen Zubringern gespeisten Wasserkraftwerken angewiesen ist, sorgen historisch niedrige Wasserpegel für Stromunterbrechungen und Rationierungszwänge. Der tägliche Elektrizitätsoutput der Wasserkraftanlagen lag zuletzt um mehr als 50 % unter Normalmaß. Unmittelbar davon betroffen sind eine Reihe von großen Industriewerken, darunter auch Fabriken der Autobauer Toyota und Changan, des Batterieherstellers CATL und des Solarmodul-Produzenten Jinko Solar.
Sichuan ist ein wichtiges Zentrum für die Produktion des Batteriematerials Lithium und des in der Solartechnik verwendeten Polysilikons. Im Falle länger anhaltender Werkschließungen oder Produktionsunterbrechungen befürchten Experten weitere Lieferkettenstörungen und Preisschübe, die die chinesische Autoindustrie und ihre Zulieferer erneut belasten könnten.
Weiter entlang des Jangtse sind auch Großstädte in den ebenfalls industrielastigen und wirtschaftsstarken Provinzen Hubei und Jiangsu von der Stromversorgungsproblematik betroffen. Die Industrieproduktion im Reich der Mitte war im April und Mai durch den Lockdown in Schanghai stark zurückgefallen und hatte nach einer kurzzeitigen Erholung bereits im Juli erneute Schleifspuren gezeigt.