Historischer Einbruch in der US-Industrie

Autohersteller drosseln Produktion um 70 Prozent

Historischer Einbruch in der US-Industrie

det Washington – Historische Einbrüche bei der Industrieproduktion und im Einzelhandel sowie ein anhaltender Pessimismus unter Verbrauchern haben weitere Belege dafür geliefert, wie schwer die Corona-Pandemie die USA ökonomisch trifft und dass die US-Wirtschaft eine sehr beschwerliche Erholung vor sich haben wird.Weiteres Öl goss dann ein führender US-Notenbanker ins Feuer. Neil Kashkari, Präsident der regionalen Fed Minneapolis, vertrat die Auffassung, dass die Arbeitslosenquote im April als Folge der Corona-Pandemie in Wirklichkeit anstelle der ausgewiesenen 14,7 % bis zu 25 % erreicht haben könnte. Kashkari meint, dass viele Erwerbslose sich wegen der Ausgangssperren bei den Behörden gar nicht erst registriert haben.Wie die Fed am Freitag berichtete, drosselten US-Industrieunternehmen ihre Fertigung im April um 11,2 %, der stärkste Rückgang, seitdem die Notenbank vor 101 Jahren mit den Erhebungen begonnen hat. Am härtesten traf die Krise das verarbeitende Gewerbe, für das die Notenbank ein Minus von 13,7 % ermittelte. Historische Ausmaße erreichte der Sturz auch bei Autoherstellern, die ihre Produktion um mehr als 70 % bremsten.Auf den tiefsten jemals gemessenen Stand fiel auch die Kapazitätsauslastung in der Industrie. Diese sank um 8,3 Prozentpunkte auf 64,9 %. Der Empire State Index der regionalen New York Fed fürs verarbeitende Gewerbe stieg zwar von minus 78,2 auf minus 48,5 Punkte, signalisiert aber weiterhin eine Kontraktion der Leistung.Eine weitere Hiobsbotschaft kam aus dem Handelsministerium. Dessen Census Bureau meldete für April einen Einbruch der saisonbereinigten Einzelhandelsumsätze um 16,4 %. Der Rückgang im März hatte bei 8,3 % gelegen. Wie ein Keulenschlag traf die Pandemie Bekleidungsgeschäfte, die im Vorjahresvergleich Einbußen von 89,3 % zu verkraften hatten. Bei Möbelgeschäften und Heimelektronikläden stürzten die Erlöse um mehr als 60 %. Restaurants und andere gastronomische Betriebe büßten fast die Hälfte ihres Umsatzes ein und Tankstellen mehr als 40 %. Nutznießer der Krise waren lediglich der Online-Handel sowie andere Geschäfte, die nicht in herkömmlichen Verkaufsräumen abgeschlossen werden. Da ermittelte das Census Bureau einen Anstieg um 21,6 %. Verbraucher als LichtblickEinziger Lichtblick inmitten der tiefen Einbrüche war der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan. Laut erster Lesung für Mai kletterte dieser gegenüber April um 2,6 % auf 73,7 Punkte und lag um etwa 8 Punkte über den Markterwartungen. Positiv schlugen nach Darstellung von Richard Curtin, dem Verfasser der Studie, Direktzahlungen an Haushalte zu Buche. “Dennoch hat sich bei Verbrauchern die Bewertung der Aussichten fürs kommende Jahr weiter verschlechtert und ist auf den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren gefallen.”